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Belarus: Freigelassene politische Gefangene berichten von Haftbedingungen für Geistliche

09. Oktober 2025

Das Lukaschenka-Regime hat am 11. September 52 Gefangene freigelassen. Unter den Freigelassenen sind viele politische Gefangene – Aktivisten, Politiker, Journalisten und auch einige bekennende Christen. Die Freilassung kam aufgrund der diplomatischen Bemühungen der USA zustande, im Gegenzug hoben sie die Sanktionen gegen die Fluggesellschaft Belavia auf, die die US-Regierung im Juni 2022 verhängt hatten. Am 21. Juni waren bereits 14 politische Gefangene, darunter der bekannte Blogger Sjarhei Tsichanouski, freigekommen, nachdem der US-Sondergesandte für die Ukraine, Keith Kellogg, Minsk besucht hatte.

Unter den freigelassenen Christen, die nach Litauen ausgeschafft wurden, sind der reformierte Philosoph Uladzimir Matskevitsch, der evangelische Prediger Mikalaj Hila, der evangelische Aktivist Zmitser Daschkevitsch, der orthodoxe Politiker Mikalaj Statkevitsch, der katholische Journalist Igar Losik, der konfessionslose Anarchist Mikalaj Dzjadok und der gläubige Blogger Zmitser Kazlou. Mikalaj Statkevitsch weigerte sich allerdings, Belarus zu verlassen. Er sprang an der belarusisch-litauischen Grenze aus dem Bus, mit dem er nach Litauen deportiert werden sollte. Nach einiger Zeit im neutralen Grenzraum wurde er von Maskierten abgeführt, drei Tage später wurde bekannt, dass er sich wieder in Haft befindet.

In einem Interview mit der Deutschen Welle bedankte sich der Philosoph Uladzimir Matskevitsch bei der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, die während seiner Haft immer wieder an sein Schicksal erinnert hatte. Er bedauerte, sich nicht an die Namen von Briefschreibern erinnern zu können, weil ihm alle Papiere und Unterlagen von den belarusischen Behörden weggenommen wurden.

An der Pressekonferenz der freigelassenen politischen Gefangenen berichtete Andrej Krylou, dass es unter den politischen Gefangenen viele katholische Geistliche gebe. Diese würden besonders unter Druck gesetzt, weil die römisch-katholische Kirche mit der polnischen Kirche gleichgesetzt werde. Er rief dazu auf, diesem Aspekt größere Aufmerksamkeit zu widmen und den Vatikan zu informieren. Er berichtete von konkreten Fällen, und dass den Anschuldigungen gegenüber Priestern nicht geglaubt werden dürfe, auch wenn sie Geständnisse unterschrieben hätten. Er bat, sich besonders für die Freilassung von Geistlichen einzusetzen.

In einem Interview mit der belarusischen Organisation Christliche Vision beschrieb Krylou ausführlicher die Haftbedingungen und Situation von zwei katholischen Geistlichen, Henryk Okolotowicz und Andrzej Juchniewicz, die in der gleichen Strafkolonie in Babrujsk inhaftiert waren wie er. Mit Juchniewicz hatte er kaum Kontakt und konnte daher nicht viel über ihn berichten. Über Okolotowicz sagte er, er sei aufgrund völlig absurder Anschuldigungen wegen Staatsverrat verurteilt worden. Der KGB setzte ihn wiederholt unter Druck, um belastende Dokumente zu unterzeichnen. Zudem sollte er in seiner Gemeinde in Valozhyn wiedereingesetzt werden und dann den Apostolischen Nuntius Ignazio Ceffalia einladen. Beim Treffen sollte er ihm einen Memory-Stick mit kompromittierendem Material unterjubeln, was er jedoch entschieden abgelehnt habe. Laut Krylou gibt es auf dem Gelände der Strafkolonie eine orthodoxe Kirche, aber den politischen Gefangenen ist der Besuch strikt verboten. Die Katholiken, die zahlreich seien, versammelten sich draußen, um zu beten. Okolotowicz habe gefragt, ob er die orthodoxe Kirche besuchen oder Gottesdienste für die Katholiken abhalten dürfe, dies sei ihm aber strikt verboten worden. Okolotowicz glaube, dass nur öffentliche Aufmerksamkeit und Druck auf das belarusische Regime eine Veränderung bewirken könnten, so Krylou.

(NZ)

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