Bulgarien: Priestergewerkschaft gegründet
Zum Anführer der neuen Gewerkschaft wurde Christo Latinov gewählt, der bekannt gab, dass sich die Priestergewerkschaft dem Gewerkschaftsverband «Podkrepa» anschließen wolle. Über die Zahl der Mitglieder der Gewerkschaft machte er keine Angaben.
Laut Latinov erfolge die Gründung der Gewerkschaft aufgrund der schwierigen materiellen Situation vieler Priester, vor allem in den Dörfern und Kleinstädten, und aufgrund zahlreicher Verstöße gegen arbeitsrechtliche Bestimmungen. Es sei «inakzeptabel, unmoralisch und skandalös», dass die Priester in der Sozialversicherung in die Kategorie «Personen, die über einen Grundschulabschluss verfügen» eingestuft würden, während die Bischöfe in der Kategorie «Geschäftsführer» rangierten. Diese unterschiedlichen Einstufungen hätten enorme Auswirkungen auf die Renten.
Metropolit Kiprian (Ognjan) von Vratsa, Mitglied des Hl. Synods, nannte die Gründung einer Priestergewerkschaft eine «Absurdität», da sie dem kanonischen Recht widerspreche. Unterstützung erhielt die Gewerkschaft dagegen von Božidar Dimitrov, Minister für im Ausland lebende Bulgaren, der darauf verwies, dass die auf dem Land tätigen Priester tatsächlich oftmals «in großer Armut» lebten – dabei verfüge die Bulgarische Orthodoxe Kirche über ein beträchtliches Kapital aus dem Verkauf von Kerzen.
Laut einem Bericht der bulgarischen Tageszeitung «Trud» soll die Kirche aus dem Kerzenverkauf einen jährlichen steuerfreien Gewinn von ca. sechs Millionen Euro erzielen. Dieser Erlös ist eigentlich für die Gehaltszahlungen der Priester vorgesehen, doch in einigen Eparchien werden die Geistlichen statt mit Geld wiederum mit Kerzen im Gegenwert ihres Gehalts entlohnt. «Ich will keine Kerzen essen», erklärte ein Priester der Eparchie Vratsa, der nicht namentlich genannt werden wollte, gegenüber «Trud». Laut der Zeitung ist die Situation der Priester jedoch von Region zu Region sehr unterschiedlich: So erhielten die 80 Priester der Eparchie Ruse im Norden des Landes nicht mehr als 180 Euro im Monat, während die Geistlichen in Plovdiv, der zweitgrößten Stadt des Landes, angemessen entlohnt würden. Das Geld aus dem Kerzenverkauf würde zudem noch ausreichen, um Suppenküchen für Mittellose zu finanzieren.
SOP Nr. 354, Januar 2011 – O.S.