Deutschland: Renovabis-Kongress: „Jugendliche im Osten Europas – welche Zukunft?“
Angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit und der daraus resultierenden Perspektivlosigkeit und Armut, vor allem in Südosteuropa, widmete sich der diesjährige 19. Internationale Kongress von Renovabis,
der „Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa“, Anfang September in Freising dem hochaktuellen Thema „Jugendliche im Osten Europas – welche Zukunft?“. Die Migrationsbewegungen aus den Balkanländern zeigen, dass das Bild einer „Generation auf gepackten Koffern“ mehr als nur ein Klischee ist. Erzbischof Heiner Koch, Vorsitzender des Trägerkreises von Renovabis, äußerte in seiner Eröffnungsrede Verständnis für die Unzufriedenheit der osteuropäischen Jugendlichen. Besondere Sorgen bereite ihm, dass „diese Jugend nur noch wenig Hoffnung und Initiative zeigt, selber an den Zuständen aktiv etwas zu ändern.“ Er fragte sich, ob sich Renovabis und seine Partner, die Ortskirchen und die mit ihnen in den Ländern kooperierenden gesellschaftlichen Akteure, nicht „aktiver und auch fordernder in die nationale Politik dieser Länder wie auch in der Europäischen Union einbringen müssten.“
Während des dreitägigen Kongresses verwiesen zahlreiche Diskussionsteilnehmer auf die Notwendigkeit, sich mit den Staaten in Osteuropa und ihrer Jugend solidarisch zu zeigen. So forderte beispielsweis Lisi Maier, Bundesvorsitzende des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), ein „deutliches Zeichen für ein solidarisches Europa“. Ihrer Ansicht nach brauche es „mehr Orte der Begegnung und Zusammenarbeit, die ein wichtiger Baustein zur europäischen Verständigung und der Entwicklung einer kollektiven europäischen Identität sind. Der zweite Tag des Kongresses war den Diskussionen in Dialoggruppen gewidmet. Die Arbeit in kleineren Gruppen bot viel Gelegenheit zum Austausch unter den über 400 Teilnehmern. Außerdem stellten rund ein Dutzend kirchliche Jugendorganisationen aus Osteuropa sich und ihre Arbeit vor und gewährten so einen Einblick in die vielfältigen Aktivitäten engagierter Jugendlicher.
Viele Referenten und Teilnehmer betonten, dass Partizipation eine unbedingte Voraussetzung sei, damit Jugendliche Kirche und Gesellschaft mitgestalten können. „Um selber zu begeistern, müssen junge Leute inspiriert werden und sich inspirieren lassen“, brachte es Corinna Liersch von der Generaldirektion Erziehung, Kultur, Jugend und Politik bei der Europäischen Kommission auf den Punkt. Zum Abschluss des Kongresses appellierte der Krakauer Erzbischof Stanisław Kardinal Dziwisz, Gastgeber des Weltjugendtages 2016 in Polen, mehr Raum für Jugendliche in den Kirchen und Gesellschaften Osteuropas zu schaffen.
Natalija Zenger