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Deutschland: Renovabis-Kongress: „Kirche – Medien – Öffentliche Meinung“

25. November 2014

Vom Wandel der Kommunikationsformen und Medienlandschaft durch neue technische Entwicklungen sind auch die Kirchen betroffen, die zum einen selbst zahlreiche Printmedien, Rundfunk- und Fernsehsender betreiben, und zum anderen immer wieder Gegenstand medialer Berichterstattung sind.

Vor diesem Hintergrund beschäftigte sich der diesjährige 18. Internationale Kongress von Renovabis, der „Solidaritätsaktion der deutschen Katholiken mit den Menschen in Mittel- und Osteuropa“, mit dem Thema „Kirche – Medien – Öffentliche Meinung“. Bischof Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart, Vorsitzender der publizistischen Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, warnte dabei in seiner Eröffnungsrede davor, dass die Kirchen an Sprachfähigkeit verlieren, wenn sie sich nicht mit den rasanten Entwicklungen im Medienbereich auseinandersetzten. Aufgabe der Kirchen sei es zu reflektieren, auf welche Weise die Qualität des Journalismus erhalten und gefördert werden könne. Der Medienwissenschaftler und Medienethiker Alexander Filipović fügte dieser Einschätzung selbstkritisch hinzu, dass die in den medienethischen Stellungnahmen der Kirchen vertretenen Grundsätze auch für die interne Kommunikation gelten müssten: „Wenn also die Kirche die Medien-Kommunikation der Gesellschaft kritisiert, dann legt sie dafür z. B. das Kriterium der Wahrheit oder Wahrhaftigkeit und das Kriterium der Menschenwürde an und kritisiert damit bestimmte Zustände der Medien. Diese Kriterien […] müssen dann im Umkehrschluss auch für die Medien-Kommunikation der Kirche selber gelten.“

Mehrere Vortragende nahmen die mediale Situation der Kirchen in Osteuropa in den Blick. Die Journalistin Lidija Lacko Vidulić, Redakteurin beim Kroatischen Rundfunk, bedauerte, dass sich die katholische Kirche in Kroatien den neuen Verhältnissen nach der politischen Wende nur ungenügend angepasst habe. Den Medien gegenüber sei die Kirche „nicht offen und schnell genug, zur Selbstkritik ist sie nicht bereit“. Zu einer ähnlichen Einschätzung kam Aliaksandr Amialchenia mit Blick auf Weißrussland: Amialchenia, der für die weißrussische Abteilung von Radio Vatikan arbeitet, beklagte, dass viele Bischöfe und Priester noch keine Medienkompetenz entwickelt hätten. Sie meinten vielmehr, Medienkommunikation bedeute, Moralpredigten zu halten und amtliche Verlautbarungen zu verbreiten. Die Theologin Anna Briskina-Müller nahm die orthodoxe Medienlandschaft in Russland in den Blick und unterschied dabei zwischen offiziellen orthodoxen Massenmedien und unabhängigen, d. h. unabhängig von der Kirchenleitung, „von unten“ initiierten Medien. Erstere pflegten häufig einen gutmütig-belehrenden Stil, beschränkten sich auf kircheninterne Themen und betrieben in erster Linie Öffentlichkeitsarbeit. Bei den unabhängigen orthodoxen Massenmedien gebe es aber einige, die „einen aufrichtigen Informationsaustausch und unabhängige Reflexion“ anstrebten.

Die von den Referenten angesprochenen Punkte waren auch Thema in den Arbeitskreisen am zweiten Konferenztag, an denen die rund 350 Teilnehmenden aus 30 Ländern ihre Erfahrungen zu verschiedenen Aspekten der Medienlandschaft (z. B. Glaubenskommunikation im Internet, Pressefreiheit und ihre Gefährdung, journalistischer Standard vs. Verkündigung in den kirchlichen Medien) austauschen konnten.

Stefan Kube

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