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Frankreich: Neuer Bischof für die Eparchie Korsun des Moskauer Patriarchats

17. Februar 2011
Der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche hat am 24. Dezember 2010 Bischof Nestor (Sirotenko) zum neuen Oberhaupt der Eparchie Korsun ernannt. Die Eparchie umfasst Frankreich, Spanien, Portugal und die Schweiz.

Der 34-jährige Bischof Nestor tritt die Nachfolge von Erzbischof Innokentij (Vasiljev) an, der die Leitung der Metropolie Vilnius übernimmt. Deren bisheriges Oberhaupt, Metropolit Chryzostomus (Martyschkin), ist aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Bischof Nestor wurde auch zum provisorischen Administrator für Italien ernannt.

Die Eparchie Korsun wurde 1992 gegründet, nachdem das alte Exarchat Westeuropa des Moskauer Patriarchats 1990 aufgelöst worden war. In Frankreich verfügt die Eparchie Korsun heute über 15 Gemeinden. Nestors Bischofsernennung erfolgt zu einem Zeitpunkt, da der Bau einer eigenen russisch-orthodoxen Kathedrale in Paris allmählich Gestalt annimmt. Im Januar 2010 hatte die russische Regierung für geschätzte 60 Millionen Euro Bauland in der französischen 5f.). Bischof Nestor ist bereits vor einigen Monaten zum Leiter der Arbeitsgruppe ernannt worden, die für den Bau der neuen Kathedrale verantwortlich ist.

Nestor (Sirotenko) ist ursprünglich ausgebildeter Informatiker. Von 1991 bis 1995 arbeitete er im russischen Außenministerium, danach studierte er am Moskauer Geistlichen Seminar in Sergiev Posad und empfing im Dreifaltigkeitskloster die Mönchs- und wenig später die Priesterweihe. Im November 1999 begann er im Auftrag des Kirchlichen Außenamtes der Russischen Orthodoxen Kirche ein Studium am Theologischen Institut St. Serge in Paris und wurde in das «Erzbistum der Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa (Patriarchat Konstantinopel)» entlassen, setzte jedoch sein Fernstudium an der Geistlichen Akademie Moskau fort. Von 2001 bis 2004 betreute er eine Gemeinde des Erzbistums in Asnières, kehrte dann wieder in die Eparchie Korsun zurück und wurde zunächst Priester und 2008 VorWirtschaftswissensteher der Gemeinde der Drei Hierarchen in Paris, dem Sitz des Bischofs von Korsun. Darüber hinaus unterrichtete er Pastoraltheologie am 2009 eröffneten theologischen Seminar des Patriarchats Moskau in Épinay-sous-Sénart (s. G2W 2/2010, S. 5). Im September 2010 empfing er in Moskau die Bischofsweihe.

Der neue Metropolit von Vilnius, Innokentij (Vasiljev), wurde 1980 in Kursk zum Priester geweiht. 1992 wurde er zum Bischof der Eparchie Chabarovsk und Blagoveschtschensk ernannt; 1999 wurde er Bischof der Eparchie Korsun mit Sitz in Paris und 2001 Erzbischof. Von 2004 bis 2007 war er Co-Vorsitzender der gemischten Dialogkommission zwischen dem Moskauer Patriarchat und der Russischen Auslandskirche.

Der ehemalige Metropolit von Vilnius, Chryzostomus (Martyschkin), galt in der Spätphase des Sowjetregimes als einer der aktivsten Bischöfe der Russischen Kirche. Er war viele Jahre einer der engsten Mitarbeiter des einflussreichen Metropoliten von Leningrad, Nikodim(Rotov, 1929–1978). 1984 fiel Metropolit Chryzostomus wegen seiner indirekten Kritik an der Lage der Kirche in der Sowjetunion in Ungnade und wurde in die Eparchie Irkutsk versetzt. 1990 wurde er Bischof der Eparchie Vilnius und prangerte öffentlich den Einmarsch der sowjetischen Truppen in Litauen während der blutigen Unruhen Januar 1991 an. 1992 löste er mit seinem Bekenntnis in der russischen Exilzeitung «Russkaja mysl» (Paris) eine Sensation aus, als er erklärte, dass er wie zahlreiche andere Bischöfe des Moskauer Patriarchats auch mit dem KGB kollaboriert habe. Er sei aber kein Spitzel gewesen. Man habe zu Sowjetzeiten aus taktischen Gründen nicht anders handeln können und die Kirche durch einige Kompromisse retten wollen. Bis heute ist Metropolit Chryzostomus der einzige Hierarch des Moskauer Patriarchats, der öffentlich eine Kollaboration mit dem KGB zugegeben hat.

SOP Nr. 354, Januar 2011 – O.S.

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