Frankreich: Pariser Exarchat untersteht vorläufig weiterhin Metropolit Emmanuel
Der Diözesanrat der „Erzdiözese russisch-orthodoxer Kirchen in Westeuropa – Exarchat des Ökumenischen Patriarchats“ mit Sitz in Paris hat in einem Kommuniqué mitgeteilt, dass das interimistische Oberhaupt der Erzdiözese, Metropolit Emmanuel (Adamakis) von Frankreich, vorerst weiterhin die Geschicke des Exarchats lenkt.
Nach dem Rücktritt von Erzbischof Gabriel (De Vylder) von Komana im Januar (s. RGOW 3/2013, S. 4) hatte Patriarch Bartholomaios den Metropoliten zum vorläufigen Leiter des Exarchats bestimmt.
Eine Delegation der Erzdiözese hatte Patriarch Bartholomaios am 23. Februar eine Namensliste mit drei Kandidaten als potentielle Nachfolger für Erzbischof Gabriel überreicht. Die Namen der drei Kandidaten waren gemäß den Statuten der Erzdiözese von der Generalversammlung der Diözese gewählt worden. Patriarch Bartholomaios lehnte jedoch alle drei Kandidaturen mit der Begründung ab, dass „die Umstände gegenwärtig zu unruhig sind, um einen neuen Erzbischof zu wählen“. In einem Schreiben an die Generalversammlung vom 4. März schlug er deshalb vor, dass der Stellvertretende Statthalter des Erzbistums, Metropolit Emmanuel von Frankreich, „weiterhin temporär die Aufgaben und Verantwortlichkeiten als Exarch des Patriarchen wahrnimmt“. Die Generalversammlung des Erzbistums könne eine geeignete Person als Vikarbischof von Metropolit Emmanuel vorschlagen, der „mit den religiösen und liturgischen Bedürfnissen der Gläubigen ihrer Gemeinden in ihrer jeweiligen Sprache und Tradition beauftragt“ werde. Die Umsetzung dieses Vorschlags solle entsprechend den Statuten des Erzbistums erfolgen.
Die Gläubigen des Erzbistums reagierten mit Besorgnis auf diesen Vorschlag – vor allem in den sozialen Netzwerken: Indem es die Wählbarkeit des Oberhauptes der Erzdiözese durch seine Gläubigen mit einem Federstrich annulliere, setze sich das Patriarchat Konstantinopel mit ebenso leichter Hand über kanonische Regeln hinweg wie das Patriarchat Moskau. Zudem scheine das Patriarchat Konstantinopel die Erzdiözese nicht als eine seiner Eparchien wahrzunehmen. Ohne es zu wollen, spiele es denjenigen in die Hände, die mit einer Unterstellung des Erzbistums unter das Patriarchat Moskau sympathisierten.
Priester Dmitrij Ageev, Geistlicher des Patriarchats Moskau und Autor eines Werks zum „Exarchat orthodoxer russischer Gemeinden in Westeuropa“ (2007), sowie Priester Sergij Model der Eparchie Belgien des Moskauer Patriarchats veröffentlichten ausführliche Kommentare auf Pravmir.Ru. Priester Ageev meinte, das Patriarchat Konstantinopel habe „endlich genug von diesem Sich-Freiheiten-Herausnehmen und der Demokratie, die dort während vieler Jahren herrschten, wie die Wählbarkeit des Bischofs, die Selbstverwaltung und das Sonderstatut“. Es habe all dies „geduldet, solange die Möglichkeit bestand, dass Priester und Gläubige sich der Russischen Orthodoxen Kirche anschließen könnten, von der sie sich einst abgespalten hatten, und die unterbrochene kanonische Gemeinschaft wieder aufnehmen würden. Sobald diese Gefahr verschwand, verschwand auch die Notwendigkeit demokratischer Spielchen. […] Die Russische Orthodoxe Kirche führt seit langem ein normales Leben und es gibt keinerlei Gründe für ein weiteres Fortbestehen des Exarchats.“
Priester Model wies auf die unklare Zukunft des Exarchats hin sowie darauf, „ob es sein Oberhaupt weiterhin wählen können wird. Die Wahlen werden dann stattfinden, wenn es das Patriarchat Konstantinopel erlaubt. Trotz allem: Es ist ein sehr schwerer Verlust für das Pariser Erzbistum; das Patriarchat Konstantinopel hat es an die Kandare genommen. Das kann man verstehen, zumal es im Pariser Erzbistum sehr ernste Probleme gab, einschließlich Skandale und Gerichtsprozesse. Die letzte Zeit war keine sehr glückliche für das Erzbistum, das sich nicht im besten Licht gezeigt hat, und Konstantinopel hat offensichtlich begriffen, dass es an der Zeit ist, Ordnung zu schaffen.“
Communiqué du Conseil de l‘Archevêché relatif à la réunion du 6 mars 2013; www.pravmir.ru, 11. März; www.portal-credo.ru, 11. März; Blog Daniel Struve, 8. März 2013 – O.S.