Frankreich: Russland gewinnt juristische Auseinandersetzung um die orthodoxe Kathedrale in Nizza

Der jahrelange Rechtsstreit um die Besitzverhältnisse an der orthodoxen Hl. Nikolaj-Kirche in Nizza hat ein Ende gefunden (s. RGOW 12/2011, S. 3): Das Berufungsgericht von Aix-en-Provence bestätigte ein Urteil des Landesgerichts Nizza, wonach der bisherige Trägerverein, der als Kultusgemeinde dem «Erzbistum russisch-orthodoxer Kirchen in Westeuropa – Exarchat des Ökumenischen Patriarchats» untersteht, dem russischen Staat umgehend die Schlüssel der Kathedrale auszuhändigen hat.

Daraufhin übergab der bisherige Vorsteher der Gemeinde, Erzpriester Jean Gueit, am 7. Dezember die Schlüssel Erzpriester Nikolaj Osolin von der Eparchie Korsun des Moskauer Patriarchats.

Noch vor der endgültigen Gerichtsentscheidung hatte Erzbischof Mark (Golovkov) von Jegorevsk, Leiter der Abteilung für die Auslandseinrichtungen des Moskauer Patriarchats, die Kultusvereinigung (Association cultuelle orthodoxe russe de Nice – ACOR) und Erzpriester Gueit gegenüber der St. Petersburger orthodoxen Zeitung «Krestovskij Most» verunglimpft: «In den letzten Jahren wurde die Gemeinde von anrüchigen Priestern geleitet, die offen antirussischer Stimmungsmache frönten. Als sich abzeichnete, dass die Kirche ins Eigentum unseres Staates übergeht, wurden die Angriffe auf Russland und die Russische Orthodoxe Kirche immer massiver.» Die Russische Orthodoxe Kirche habe dem Patriarchat Konstantinopel vorgeschlagen, die Kathedrale unter zwei Bedingungen gemeinsam zu nutzen: Erzpriester Jean Gueit müsse wegen seiner russenfeindlichen Äußerungen entlassen und es dürfe kein Eintrittsgeld mehr erhoben werden.

Das «Erzbistum russisch-orthodoxer Kirchen in Westeuropa – Exarchat des Ökumenischen Patriarchats» hat dagegen in einem Kommuniqué am 21. Dezember der ACOR seine volle Unterstützung zugesichert: Es halte die Entscheidung des russischen Staates, die Kathedrale der Leitung der Eparchie Korsun zu übergeben, um eine «neue Gemeinde» aufzubauen, für ungerecht. Zwar habe es nicht die Macht, den russischen Staat an seinem Tun zu hindern, aber es habe «das Recht und die Pflicht, mit aller Kraft erneut zu bestätigen, dass die Übertragung des Nutzungsrechts an der Kathedrale an das Moskauer Patriarchat durch die Russländische Föderation […] den Regeln der Orthodoxen Kirche widerspricht, sowohl vom kanonischen wie vom ekklesiologischen Standpunkt her. […] Ohne ausdrückliche Erlaubnis darf sich ein Bischof nicht in die Angelegenheiten einer anderen Diözese einmischen […]. Nun aber hat das Patriarchat Moskau im Falle von Nizza von einem Vertreter der Russländischen Föderation die Schlüssel der Kathedrale erhalten und richtet sich darin ein, um dort ohne den Segen des Diözesanbischofs, dessen Zuständigkeitsbereich der Altar der Kathedrale untersteht, zu zelebrieren.»

www.pravmir.ru, 30. November, 1. Dezember; www.portal-credo.ru, 1. Dezember; Communiqué de l’Administration Diocésaine sur Nice, 21. Dezember 2011 – O.S.