Frankreich: Streit im Pariser Exarchat verschärft sich
Die Auseinandersetzungen im „Erzbistum russisch-orthodoxer Kirchen in Westeuropa“ mit Sitz in Paris, das als Exarchat zum Ökumenischen Patriarchat gehört, gehen in eine neue Runde.
Nachdem im Februar mehrere bekannte Persönlichkeiten Erzbischof Job (Getcha) von Telmessos in einem offenen Brief angegriffen hatten (s. RGOW 6–7/2015, S.22–23), haben nun Laienvertreter des Erzbistums in einer Deklaration vom 1. Juli den Erzbischof scharf kritisiert. Die Autoren vertreten nach eigenen Angaben eine große Mehrheit des Rats des Erzbistums, aber um „neue Repressionsmaßnahmen gegen Kleriker zu vermeiden“, sei die Deklaration nur – und zwar „einstimmig“ – von den Laienmitgliedern verabschiedet worden.
Das Erbe des als Einrichtung russischer Emigranten gegründeten Erzbistums sei, so die Unterzeichner, der Gefahr der Demontage, ja der Zerstörung ausgesetzt. Da seit „seiner kontroversen Wahl im November 2013 […] Bischof Job von Telmessos nicht aufgehört hat, das Funktionieren der Erzdiözese zu behindern, zu destabilisieren und zu gefährden“, sehe man sich zum Protest gezwungen. Über mehrere Seiten zählen die Autoren Beispiele für ein aus ihrer Sicht autoritäres Fehlverhalten des Erzbischofs auf, der ohne Berücksichtigung der Gremien der Erzdiözese agiere und das Mitbestimmungsrecht der Laien missachte.
So habe der Erzbischof etwa ohne Konsultation finanzielle Dispositionen vorgenommen und neue Kleriker, besonders ukrainischer Herkunft, in die Eparchie aufgenommen. Nach einem Jahr voller „offener und unterschwelliger Feindseligkeiten“, heißt es weiter, sehe man sich nun gezwungen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Anlässe seien der Beschluss der Gemeinde des Hl. Nikolaus in Saint-Louis, das Erzbistum zu verlassen, der Konflikt um das Institut St. Serge und der „moralische Druck“, den der Erzbischof auf einen Mönch ausübe. Die Autoren schlagen daher eine Eparchialversammlung für 2016 vor und wenden sich an den Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios mit der Bitte, die Kleriker zu beschützen, „damit sie ohne Bedrohung leben können und nicht mehr zu inhumanen Entscheidungen gezwungen werden.“
Erzbischof Job reagierte auf die Deklaration mit einem Kommuniqué. Der im Namen des Rates des Erzbistums verbreitete Text sei illegitim, da er ohne Zustimmung oder Mitwirkung des Vorsitzenden des Rates selbst, nämlich des Erzbischofs, wie auch einiger anderer gewählter Mitglieder erfolgt sei. Job bedauerte, dass seit seiner Wahl ein Teil des Rates sich zu einer „Oppositionspartei“ entwickelt habe, die nicht aufgehört habe, ihm „das Leben unmöglich zu machen durch immer wiederholte Vorwürfe und Verurteilungen, ihm Belehrungen zu erteilen und auch die geringsten seiner Entscheidungen anzuzweifeln“. Der Erzbischof rief seine Gegner auf umzukehren, um „ihm zu ersparen, kanonische Strafen anzuwenden, wie sie von den heiligen Kanones der Orthodoxen Kirche vorgesehen sind.“
KNA-ÖKI, 13. Juli 2015.