Georgien: Katholikos Ilia II. ruft russischen und georgischen Präsidenten zum Dialog auf
Ilias Appell wurde am 28. Februar, unmittelbar vor einem offiziellen Besuch einer Delegation der Georgischen Orthodoxen Kirche beim Kirchlichen Außenamt der Russischen Orthodoxen Kirche in Moskau, veröffentlicht.
In seinem Aufruf erinnerte Patriarch- Katholikos Ilia II. an die zahlreichen ungelösten Konflikte und Probleme im Kaukasus, die Spannungen und gegenseitiges Misstrauen schürten: «Wir müssen größtmögliche Anstrengungen unternehmen, um eine Zementierung und Vertiefung dieser negativen Prozesse zu verhindern. Wir müssen Lehren aus der Vergangenheit ziehen und in die Zukunft blicken, indem wir von den Interessen unserer Völker und Länder ausgehen.»
Die Kontakte zwischen der Russischen Orthodoxen Kirche und der Georgischen Orthodoxen Kirche sind mittlerweile das einzige Gesprächsforum zwischen Russland und Georgien, die seit dem Krieg von 2008 sämtliche diplomatische Beziehungen abgebrochen haben. Zu einer vermutlich weiteren inoffiziellen Vermittlungsrunde empfing Metropolit Ilarion (Alfejev), der Chef des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats, am 2. März eine Delegation des Patriarchats Georgien unter der Leitung von Metropolit Gerasime (Šarašenidze) von Zugdidi und Tsaiši, der dem Außenamt der Georgischen Orthodoxen Kirche vorsteht. Zur Delegation gehörte u. a. auch Surab Abaschidse, der frühere georgische Botschafter in Russland und heutige Berater des Patriarchen. Dieser hatte zuvor gegenüber der Presse erklärt, der Appell des Patriarchen-Katholikos stünde «zweifellos» im Zusammenhang mit dieser Visite.
Am 11. Februar hatte Ilia II. in einem Interview mit dem russischsprachigen Sender der BBC den Wunsch geäußert, Abchasien einen Pastoralbesuch abstatten zu wollen, da er auf Beschluss des Hl. Synods Ende 2010 auch zum Metropoliten von Abchasien ernannt worden sei (s. G2W 2/2011, S. 5). Er kenne diese Eparchie sehr gut, da er bereits früher für elf Jahre deren Metropolit gewesen sei. Zudem dankte er Patriarch Kirill für dessen Unterstützung und dafür, dass «die Russische Orthodoxe Kirche das kanonische Recht der Georgischen Orthodoxen Kirche in Abchasien und Zchinvali [Süd-Ossetien] anerkennt». Er hoffe auf eine baldige Lösung der Probleme in der Eparchie Abchasien.
Bereits Ende September 2010 hatte der Patriarch in einer Predigt Georgier und Abchasen zu gegenseitiger Vergebung aufgerufen: Der Krieg habe nicht zwischen Abchasen und Georgiern stattgefunden, sondern sich gegen die Einheit und Brüderlichkeit beider Völker gerichtet. Nur in der Vergebung könnten sie Rettung finden.
www.portal-credo.ru, 29. September 2010, 29. Februar; www.religion.nr.ru, 16. Februar; www.religio.ru, 1., 3. März 2011 – O.S.