Georgien: Kirchen in Abchasien sollen Gotteshäuser zurückerhalten
Die unkanonische sog. Abchasische Orthodoxe Kirche soll 42 Gotteshäuser erhalten, die römischkatholische und die evangelisch-lutherische Kirche jeweils eines.
Gegenüber «Kavkazskij uzel» (Kaukasischer Knoten), einer mit der Bürgerrechtsbewegung «Memorial» verbundenen Internetseite, erklärte Demur Bschania, der Leiter des abchasischen Amtes für Denkmalpflege, man werde zwar den Kirchen die Sakralbauten aus denkmalpflegerischen Gründen nicht als Eigentum überschreiben, doch die Unterzeichnung der Nutzungsverträge stünde unmittelbar bevor. Initiiert habe die Kirchenrückgabe die Abchasische Orthodoxe Kirche durch ein entsprechendes Gesuch an die Regierung. Laut Bschania wird das Amt für Denkmalschutz nur die 42 von 80 orthodoxen Kirchen der Abchasischen Orthodoxen Kirche übergeben, die von ihr bisher schon gottesdienstlich genutzt wurden, sowie diejenigen Kirchgebäude, die die «Gesellschaft zur Verbreitung des Christentums in Abchasien» zu Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet habe. Sämtliche Architekturdenkmäler verblieben dagegen in staatlicher Hand.
Der Vorsitzende des Kirchgemeinderates der evangelisch-lutherischen Gemeinde in Suchumi, Lawrenti Gart, bezeichnet die Rückgabe von Kirchgebäuden gegenüber «Kavkazskij uzel» als eine «weise und richtige Entscheidung», für die man der Regierung danke. Die Gemeinde in Suchumi gehört zur Evangelisch- Lutherischen Kirche in Georgien (ELKG); dank deren finanziellen Unterstützung konnte die St. Johannes-Kirche in Suchumi 1999 restauriert werden. Die ELKG wird wiederum von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt. Geleitet wird die Gemeinde in Suchumi von dem Kirchgemeinderat und dem Prediger Michael Schlegelmilch, einem Absolvent des Lutherischen Theologischen Seminars in St. Petersburg. Zwei- bis dreimal im Jahr reist Bischof Hans-Joachim Kiderlen aus Tbilissi an, um mit der Gemeinde Gottesdienst zu feiern. Laut Gart zählt die Gemeinde gegenwärtig 50 Glieder, vor dem abchasisch- georgischen Krieg 1991–1993 seien es noch 84 gewesen. Die Lutheraner pflegen enge Kontakte mit den Katholiken und Baptisten, so dass sie mitunter gemeinsam Gottesdienst feiern.
Pfarrer Peter Vajnar von der römisch-katholischen Pfarrei St. Simon in Suchumi berichtete, seine Kirche sei 1908 errichtet, jedoch von 1921 bis 1993 als Archiv missbraucht und erst nach dem georgisch-abchasischen Krieg der katholischen Gemeinde zurückerstattet worden. In den 1990er Jahren seien die Katholiken von katholischen Priestern aus Sotschi betreut worden, die Gottesdienste hätten damals bis in den Spätherbst unter freiem Himmel stattgefunden. Die katholische Gemeinde von Suchumi zähle momentan 80 Personen, die meisten von ihnen seien Armenier und Polen.
Laut letzter offizieller Umfrage von 2003 bekennen sich 60 % der Einwohner Abchasiens zum orthodoxen Christentum, 16% zum Islam, 8% zu paganen Kulten, 8% sind Atheisten und 2% gehören anderen Glaubensgemeinschaften an.
www.ev-luth-kirche-georgien.de; www.portal-credo.ru, 24. Januar 2011 – O.S.