Griechenland: Missbrauch auch Thema in orthodoxer Kirche
Das Verschweigen des sexuellen Missbrauchs eines Siebenjährigen in einem kirchlichen Heim durch dessen Verantwortliche schlägt in Griechenland hohe Wellen.
Metropolit Anthimos (Roussas) von Thessaloniki sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, die Vergewaltigung des Knaben vertuscht zu haben. Dabei handelt es sich nicht um den Übergriff eines der geistlichen Erzieher, sondern um die Gewalttat eines älteren Zöglings.
Der Fall hat sich in einer der angesehensten griechisch-orthodoxen Erziehungsstätten, im noch zu osmanischer Zeit 1894 gegründeten Papapheion, zugetragen. Es dient der Betreuung, Schulbildung und beruflichen Ausbildung von elternlosen oder sonst auf sich allein gestellten Jungen. Derzeit leben 52 Kinder und Jugendliche in der Anstalt, die dem jeweiligen Metropoliten von Thessaloniki anvertraut ist. Dieser rechtfertigte sein Schweigen mit „Diskretion“ zugunsten des Opfers. Es sollte nach dem schockierenden Erlebnis nicht auch noch an die Öffentlichkeit gezerrt werden.
Diese ist jedoch ganz anderer Meinung als Metropolit Anthimos und fordert dessen Rücktritt von der Stiftungsleitung. Demgegenüber geben die meisten anderen nordgriechischen Bischöfe ihrem Primas recht. Metropolit Ioannis (Tassias) von Langadas vertrat die Meinung, dass dieser orthodoxe Einzelfall nicht mit der „gängigen“ Missbrauchsanfälligkeit des römisch-katholischen Klerus und ihrer langen, systematischen Vertuschung zu vergleichen sei.
KNA-ÖKI,
26. Oktober 2015.