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Griechenland: Orthodoxe Kirche kritisiert EU und IWF

17. Februar 2011
Die Hl. Synode der Orthodoxen Kirche von Griechenland hat in einem Hirtenbrief zur Wirtschafts- und Finanzkrise, der am 19. Dezember 2010 in allen Kirchen des Landes verlesen wurde, die griechische Regierung, die EU und den Internationalen Währungsfonds (IWF) scharf angegriffen.

Die Kirche wirft der Regierung – der sog. «herrschenden Klasse» – vor, Griechenland an seine Gläubiger, die EU und den IWF, ausgeliefert zu haben: «Es scheint, als sei unser Land nicht länger frei, sondern werde von seinen Kreditgebern regiert.» Griechenland sei durch die Krise zu einem «besetzten Land» geworden.

Die Bischöfe machen vor allem die Politiker – die ehemalige Mitte-Rechts-Regierung wie auch die gegenwärtige Regierung unter Ministerpräsident Giorgos Papandreou – für die Misere verantwortlich: Weil sie nur am Machterhalt interessiert gewesen sei, habe die politische Führung die Modernisierung des Landes verschlafen und «die Interessen des Volkes» missachtet. Die Regierung habe sich in ein ausführendes Organ der Gläubiger verwandelt, indem sie «radikale Veränderungen» durchgesetzt habe, «die vor kurzem Griechenland noch empört hätten, jetzt aber so gut wie keine Reaktionen hervorgerufen haben». Die gegenwärtige Situation, so die Hl. Synode, gefährde die Interessen des Landes und seiner Menschen und bringe sie unter die Herrschaft der Gläubiger. Dabei beruft sich die Hl. Synode auf die Aussagen einiger angeblicher Wirtschaftswissenschaftler, wonach die globale Krise «eine künstliche Krise ist, die dazu dient die ganze Welt der Kontrolle durch nicht-philantropische Kräfte zu unterwerfen».

Die Kirche rief aber auch die Bevölkerung zur Umkehr auf: Die gegenwärtige Gesellschaft leide an einer moralischen Verarmung, da sie nur an schnellem Reichtum und Wohlstand interessiert sei. So habe sie durch «selbstsüchtiges Verhalten» zu der gegenwärtigen Krise beigetragen. Die Bischöfe schließen ihren Hirtenbrief mit der Aufforderung an die Gläubigen, die Krise zu ihrem Vorteil zu nutzen und «Stärke und Liebe» wieder zu entdecken.

Orthodoxie Aktuell 1/2011, S. 11f.; SOP Nr. 354, Januar 2011 – O.S.

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