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Griechenland: Patriarch Kirill zu Besuch bei der Orthodoxen Kirche von Griechenland

09. Juli 2013

Patriarch Kirill hat vom 1. bis zum 7. Juni Griechenland besucht, die Stationen seiner Reise umfassten Athen, Thessaloniki und den Athos.

In Athen standen Gespräche mit dem Oberhaupt der Orthodoxen Kirche von Griechenland, Erzbischof Hieronymos (Liapis) von Athen, und den Mitgliedern der Hl. Synode auf dem Programm. Es folgten Treffen mit dem griechischen Staatspräsidenten Karolos Papoulias und Premierminister Andonis Samaras. Staatspräsident Papoulias ehrte den Patriarchen „für die Unterstützung der Orthodoxen Kirche von Griechenland bei ihrer Wohltätigkeitsarbeit“ mit dem Goldenen Verdienstkreuz des Landes. Die Russische Orthodoxe Kirche hatte vor einigen Monaten 517000 Euro an Spendengeldern für die karitative Arbeit der Griechischen Kirche überwiesen.

Während des Treffens mit Premierminister Samaras betonte Patriarch Kirill die Rolle der Orthodoxie als Fundament der „tiefen Gemeinsamkeiten zwischen Griechen und Russen“, die alle politischen Regime und „selbst den Kalten Krieg überdauert“ hätten. Die Russen könnten die gegenwärtigen Probleme der Griechen sehr gut nachvollziehen, da sie selbst „den totalen Kollaps des politischen und wirtschaftlichen Systems und die Verarmung breiter Teile der Bevölkerung durchlebt“ hätten, deren Folgen noch heute spürbar seien. Doch „vor allem seit dem Machtantritt von Präsident Putin hat sich in Russland sehr vieles verändert – heute leben wir in einem ganz anderen Land.“ Zur Linderung der Wirtschaftskrise schlug der Patriarch die Intensivierung von Pilgerreisen aus Russland nach Griechenland vor: Neben ihrer spirituellen Bedeutung würden diese die Beziehungen beider Länder und Kirchen festigen sowie einen Beitrag zum Aufbau der griechischen Wirtschaft leisten.

Die nächste Station der Reise war Thessaloniki, wo Patriarch Kirill an einer weiteren Sitzung der Hl. Synode teilnahm. Die Hl. Synode verlieh ihm die höchste Auszeichnung der Orthodoxen Kirche von Griechenland, das Großkreuz des Apostels Paulus. Hohe Auszeichnungen erhielten ebenfalls die Mitglieder seiner Delegation. In seiner Dankesrede hob der Patriarch die Gemeinsamkeiten von Griechischer und Russischer Kirche hervor: Beide seien Mehrheitskirchen und bestimmten bis heute die nationale Identität der Russen bzw. Griechen. Im veränderten Europa müssten beide noch enger zusammenarbeiten, um sich den Herausforderungen der säkularen und antireligiösen Welt zu stellen.

Der zweite Teil der Reise führte den Patriarchen auf den Athos, wo er als erstes das russische Panteleimon-Kloster und danach die Klöster Siluan, Iviron, Zográfou, Chilandar und Vatopedi besuchte. Am Schluss seiner Reise betonte der Patriarch, sein Besuch habe geistliche und keine politischen Ziele verfolgt; ein zentrales Element sei das gemeinsame Gebet gewesen. Der Athos und das Mönchsleben bildeten „einen Eckpfeiler der Kirche“ und seien für die Orthodoxie konstitutiv.

Russische Beobachter vermuteten, dass die Pilgerreise auf den Athos, der dem Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel untersteht, auch zum Ziel gehabt hat, Gespräche mit Konstantinopel zu führen und den Einfluss Moskaus auszudehnen. Dagegen erklärte Metropolit Ilarion (Alfejev), der Leiter des Kirchlichen Außenamtes, die russischen Mönche stünden auf dem Athos gewissen Schwierigkeiten gegenüber, die gelöst werden müssten. „Expansionistische Pläne“ hinsichtlich des Athos hege Moskau jedoch nicht.

Die Nezavisimaja gazeta verwies darauf, dass die Mönchsrepublik alljährlich hunderte russische Pilger aufnehme, insbesondere reiche Russen. Für sie würden spezielle VIP-Reisen organisiert, bei der jeder ein Jahresvisum und Zutritt zu allen Klöstern erhalte. Seit einigen Jahren erfreue sich vor allem das Kloster Vatopedi besonderer Beliebtheit, das zu den reichsten Klöstern auf dem Athos zählt. Dessen Abt Efraim (Koutsou) stand vor einigen Jahren im Zentrum eines großen Finanzskandals (s. G2W 10/2010, S.25–27) und wurde 2011 wegen Betrugs angeklagt. Mittlerweile lebt Abt Efraim, wenn auch unter Hausarrest, wieder in seinem Kloster; Patriarch Kirill besuchte ihn.

www.patriarchia.ru, 2.–7. Juni; www.ng.ru, 5. Juni; www.mospat.ru, 7. Juni 2013 – O.S.

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