Serbien: Kirche schweigt weitgehend zu Protesten gegen Lithiummine
Zu den anhaltenden Protesten gegen eine geplante Lithiummine im Jadar-Tal in Westserbien hat sich bisher erst ein Bischof der Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK) geäußert.
Bischof Grigorije (Durić) von Düsseldorf und ganz Deutschland reagierte auf Instagram auf die vielen Nachrichten von Gläubigen und legte seine Ablehnung gegen eine Lithiummine im „fruchtbaren Jadar-Tal oder irgendeinem anderen Tal“ dar. Als „Christ und Bischof, als Bürger und Mensch“ könne er diese nicht unterstützen. Der Mensch sei „untrennbar mit der Erde verbunden“, was auch die Bibel lehre. So sei der Mensch aus dem Staub der Erde geschaffen, sie sei seine Nahrung und seine Schlafstelle, und in ihr ruhe er bis zur Auferstehung. Sich gegen die Erde zu versündigen, bedeute, gegen sich selbst zu sündigen. Die Wissenschaft und die Erfahrung mit anderen Minen zeigten, dass zur Zerstörung des Bodens ein neuer „Exodus der Bevölkerung“, die Verschmutzung von Flüssen, Trinkwasser und Luft sowie Krankheiten und vorzeitige Todesfälle kämen. Zudem gelte es, an künftige Generationen und die Verantwortung ihnen gegenüber zu denken.
Die Umweltschutzorganisation Ekološki ustanak (Ökologischer Aufstand) fragte in einer schriftlichen Mitteilung, warum die SOK zur Entscheidung der Regierung schweige, die Pläne für die Lithiummine trotz der Appelle der Menschen, die nicht aus ihrem Zuhause vertrieben werden wollen, weiter voranzutreiben. Das Verhalten der SOK und ihres Patriarchen Porfirije sei schändlich, da sie ohne Rücksicht auf die Bevölkerung weiterhin loyal zum Regime sei. Dabei verwies die NGO auch auf die häufige Behauptung der SOK, dass die Kirche in Serbien immer an der Seite ihres Volkes gewesen sei und bleibe und dessen Schicksal teile.
Den serbischen Medien ist das Schweigen der SOK, die sich sonst zu einer „Mehrheit der aktuellen Themen“ äußere, ebenfalls aufgefallen. Beobachter glauben, dass die Mine der Regierung von Präsident Aleksandar Vučić wichtig ist, weil sie unter anderem die eher abgekühlten Beziehungen zur EU – die an serbischem Lithium interessiert ist – verbessern könnte. Da die SOK „praktisch in einem politischen Bund“ mit Vučić stecke, sei klar, dass sie zu dem Thema schweige. Offenbar haben sich die Einwohnerinnen und Einwohner des Jadar-Tals in der Frage schon vor Jahren an die SOK gewandt, worauf der Patriarch geantwortet habe, die Kirche beschäftige sich nicht mit sozialen und wirtschaftlichen oder jeglichen anderen Themen und Problemen, sondern nur mit dem Sinn des Lebens. Aktuell scheint sich die SOK vor allem für das Thema der geschlechtergerechten Sprache – die sie ablehnt – zu interessieren. Dazu organisiert sie Veranstaltungen, veröffentlicht Statements und erklärt, dass auch sie „gefragt werden muss“.
Die Debatten um die Lithiummine im Jadar-Tal dauern schon fünf Jahre. Das britisch-australische Bergbauunternehmen Rio Tinto will dort eine riesige Mine zum Abbau der großen, dort lagernden Lithiumvorräte bauen. Die lokale Bevölkerung, die mehrheitlich von Landwirtschaft lebt, befürchtet massive ökologische Auswirkungen und wehrt sich dagegen, umgesiedelt zu werden. Nach Massenprotesten im ganzen Land entschied die serbische Regierung 2022, das Minenprojekt zu stoppen. Im Juli 2024 annullierte das Verfassungsgericht die Entscheidung der Regierung; daraufhin hat diese das Projekt wieder aufgenommen. Sie verspricht Arbeitsplätze, bessere Löhne und die Bewahrung der Umwelt und des Lebens der Bürger. Rio Tinto beteuert die Einhaltung strengster Umweltstandards. Dennoch hält der Widerstand gegen das Projekt an. (NZ)