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Kroatien: Katholische Kirche verlangt Absetzung eines Theaterstücks

20. Juni 2017

Das Erzbistum Split-Makarska hat das kroatische Kulturministerium und die Stadt Split aufgefordert, von einer Aufführung des Theaterstücks „Unsere Gewalt und Eure Gewalt“ abzusehen, da es religiöse Gefühle verletze.

Das Stück des umstrittenen kroatischen Regisseurs Oliver Frljić wurde im Rahmen des Theaterfestivals „Marulić-Tage“ in der dalmatinischen Stadt Split aufgeführt. In einem offenen Brief kritisierte das Erzbistum, dass die Aufführung nicht nur die Gefühle von Gläubigen, sondern aller kroatischen Bürger verletze. Sie greife aus den niedrigsten Beweggründen Gott, den Menschen und die Nation an, und beleidige das Gedenken an den kroatischen Nationaldichter und Renaissance-Humanisten Marko Marulić, nach dem das Festival benannt ist.

Auf besondere Kritik stößt eine Szene, in der ein Jesusdarsteller eine Kopftuch tragende Frau vergewaltigt. 2016 war „Unsere Gewalt und Eure Gewalt“ in Sarajevo aufgeführt worden und hatte dort ebenfalls eine Debatte ausgelöst. Der dortige Erzbischof, Vinko Kardinal Puljić, hatte auf rechtliche Schritte zum Schutz der Rechte und Freiheiten der Gläubigen gedrängt.

Am Tag der Premiere in Split organisierte die extreme Rechte Proteste gegen die Aufführung. Eine kleine Gruppe Rechtsradikaler skandierte im Theatergebäude extremistische Slogans und sang nationalistische Lieder, bevor sie vor der Polizei aus dem Gebäude gedrängt wurde. Vor dem Theater standen über hundert weitere Protestierende mit Transparenten wie „Satan, verlass unsere Stadt“. Die Polizei musste den Eingang zum Theater absperren, um den Zugang der Zuschauer zu gewährleisten.

Das Theaterstück ist von Peter Weiss’ „Die Ästhetik des Widerstands“ inspiriert und setzt sich kritisch mit der aktuellen Flüchtlingsdebatte in Europa auseinander. Die Inszenierungen von Oliver Frljić lösen häufig Kontroversen aus und stoßen besonders in kirchlichen Kreisen auf Kritik. So war es dieses Jahr in Polen zu Protesten gegen sein Stück „Der Fluch“ gekommen (s. RGOW 3/2017, S. 6–7).

Ika vijesti, 21. April; www.jutranji.hr, 23. April; www.klix.ba, 24. April 2017 – N. Z.

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