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Kroatien: Kirchenvertreter fordert mehr Aufklärung gegen häusliche Gewalt

11. Juli 2017

Über häusliche Gewalt wird in den Kirchen laut Davor Derenčinović, Strafrechtsprofessor in Zagreb, immer noch zu selten gesprochen, obwohl das Problem auch in Kroatien sehr präsent sei.

Gewalt müsse immer als solche wahrgenommen werden, so seien Körperstrafen für Kinder inakzeptabel. Gewalt dürfe nicht mit dem elterlichen Recht auf Erziehung gerechtfertigt werden, wie Derenčinović, der auch Mitglied der Kommission „Iustitia et pax“ der Kroatischen Bischofskonferenz ist, in einem Interview mit der katholischen Kirchenzeitung Glas Koncila („Stimme des Konzils“) betonte.

„Die Gesellschaft kann und muss handeln, weil sich die Stufe ihrer Zivilisierung am Verhältnis zu den Schwächsten, zu denen auch die Opfer häuslicher Gewalt gehören, zeigt. Ihnen muss man Schutz bieten, nicht nur durch die Strafverfolgung des Täters, sondern indem das Opfer in den Mittelpunkt gestellt wird.“ Daher seien gezielte Sensibilisierungskampagnen notwendig, so Derenčinović. Besonders müssten Behördenvertreter, von Polizisten über Staatsanwälte bis zu Richtern, aufgeklärt werden, da noch immer das falsche Verständnis verbreitet sei, dass „das Opfer auf irgendeine Art selber verantwortlich ist.“

Derenčinović erklärte, dass häusliche Gewalt statistisch gesehen zwar sinke – von ca. 17 000 Gerichtsfällen 2011 auf rund 13 000 im Jahr 2015 –, aber dabei müsse auch die hohe Dunkelziffer bedacht werden. Es werde von einem Verhältnis von gemeldeten zu tatsächlich begangenen Taten von 1:3 ausgegangen. Gründe für die tiefe Rate von Anzeigen sind laut Derenčinović die Angst der Opfer vor einer sog. sekundären Viktimisierung, weil Teile der Gesellschaft und Behörden das Opfer stärker verurteilen als den Täter, Zukunftsängste aufgrund von Abhängigkeiten gegenüber dem Täter sowie das Phänomen, dass Opfer ihre Situation mit der Zeit als normal empfinden oder hoffen, dass ihr Partner sich ändern werde.

www.glas-koncila.hr, 8. Juni; Kathpress, 9. Juni 2017 – N. Z.

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