Kroatien: Vollversammlung des Rates der europäischen Bischofskonferenzen in Zagreb
Die Bischöfe äußerten sich dabei besorgt über den demographischen Rückgang in Europa, der auf mehrere Ursachen, vor allem das familienfeindliche kulturelle Klima, zurückzuführen sei. Der Vorsitzende der CCEE, Erzbischof Péter Kardinal Erdo˝ von Esztergom- Budapest, rief daher zu einer Änderung der Familienpolitik auf: «Die Kirche regt deshalb an, eine angemessene Politik umzusetzen, die den realen Bedürfnissen der Familien entspricht und es ihnen ermöglicht, Kinder zu haben.» Der Abschlussgottesdienst zur Vollversammlung der CCEE am 3. Oktober stand ganz im Zeichen der Erinnerung an Alojzije Kardinal Stepinac, der vor 50 Jahren gestorben und auf den Tag genau vor zwölf Jahren von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen worden ist. Kardinal Erdo˝ würdigte Kardinal Stepinac als einen Märtyrer des Glaubens, der sich während des Zweiten Weltkriegs für die Rechte der Verfolgten und Diskriminierten eingesetzt habe. Auch habe er nach 1945 dem Druck der neuen politischen Machthaber widerstanden und sich nicht auf das Ansinnen der Sozialisten eingelassen, eine nationale Kirche unabhängig von Rom zu gründen.
Kardinal Stepinac zählt bis heute zu den umstrittensten Gestalten der kroatischen Kirchengeschichte im 20. Jahrhundert: In der katholischen Kirche in Kroatien wird der 1937 zum Erzbischof von Zagreb ernannte und 1946 in einem politischen Schauprozess von den sozialistischen Machthabern zu Zwangsarbeit bzw. später zu Hausarrest verurteilte Stepinac als Märtyrer des kommunistischen Regimes verehrt. Dagegen sehen viele Serben in ihm einen Kriegsverbrecher, der während des Zweiten Weltkriegs mit dem faschistischen Ustaša-Regime kollaboriert habe.
www.ccee.ch, 28. September, 6. Oktober; Glas Koncila 41, 10. Oktober 2010 – S.K.