«Geistlich-moralische Erziehung» an Russlands Schulen
Das neue Schulfach stellte Andrej Fursenko, Minister für Bildung und Wissenschaft, an einer Pressekonferenz am 22. Juli vor: Der Unterricht werde von regulären Schullehrern vermittelt, eigentlichen Religionsunterricht werde es nicht geben. Damit hätten sich alle Religionsgemeinschaften einverstanden erklärt. Das verwendete Unterrichtsmaterial müsse «sowohl von den Vertretern der Religionsgemeinschaften als auch von Atheisten akzeptiert werden können». Die Lehrer dürften allerdings nicht unterrichten, dass Religion ein Mythos sei - niemand dürfe durch diesen Kurs in seinen Gefühlen verletzt werden. Die Ausbildung der Lehrer erfolge in speziellen Weiterbildungskursen, ähnlich wie beim Fremdsprachenunterricht. In erster Linie sollten Lehrer der geisteswissenschaftlichen Fächer zum Einsatz kommen, möglicherweise auch der naturwissenschaftlichen. Insgesamt bestehe ein Bedarf an 40 000 Lehrpersonen, was höchst kostenintensiv sei.
Fursenko betonte, dass man mit dem neuen Schulfach ein Experiment beginne, das schwierig sei und für das man sich genügend Zeit lassen wolle. Mit dem neuen Fach solle den Kindern ein Werkzeug an die Hand geben werden, damit sie sich ihr eigenes Weltbild machen zu könnten. Schulbücher und Lehrmaterial seien noch in Vorbereitung und würden von «säkularen Fachleuten in Zusammenarbeit mit Vertretern aller Religionsgemeinschaften» erarbeitet. Die Weiterbildungskurse für die Lehrer an den örtlichen Berufs- und Fachhochschulen sollen offenbar von Philosophiedozenten in Zusammenarbeit mit örtlichen Geistlichen der vier traditionellen Religionen abgehalten werden. Wie diese Kurse im Einzelnen aussehen sollen, wie viel Zeit darauf verwendet wird, welche Inhalte vermittelt werden, ist noch völlig offen. Keine der Religionsgemeinschaften, nicht einmal die Russische Orthodoxe Kirche, konnte bisher komplettes Lehrmaterial für das neue Schulfach vorlegen.
www.portal-credo.ru, 22. Juli; 18., 21. August 2009 - O.S.