Litauen: Ökumenisches Patriarchat nimmt entlassene litauische Priester auf
Das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel hat verkündet, die fünf litauischen Geistlichen, denen ihre Priesterwürde von der Eparchie Litauen aberkannt wurde, wieder in ihren Rang einzusetzen und sie in die Jurisdiktion des Ökumenischen Patriarchats aufzunehmen.
Erzpriester Vladimiras Seliavko und Vitalijus Mockus sowie Presbyter Vitalis Dauparas, Gintaras Sungaila und Georgij Ananiev sind entschiedene Gegner des russischen Krieg gegen die Ukraine und wollten die Jurisdiktion wechseln, da sie die Position des Moskauer Patriarchats, dem die orthodoxe Eparchie von Litauen untersteht, strikt ablehnen. Zur Strafe wurde ihnen die Priesterwürde aberkannt.
In einer Stellungnahme aus dem Ökumenischen Patriarchat heißt es, die Geistlichen hätten vor einigen Monaten von ihrem Recht Gebrauch gemacht, bei Patriarch Bartholomaios Berufung gegen ihre Bestrafung einzulegen. Dabei liege die Verantwortung, solche Beschwerden anzunehmen, laut den Kanones exklusiv beim Ökumenischen Patriarchen. Da die Gründe für die Strafe nicht auf „kirchlichen Kriterien“ beruhten, sondern auf der „gerechtfertigten Opposition dieser Geistlichen gegen den Krieg in der Ukraine“, empfahl Bartholomaios der Hl. Synode des Ökumenischen Patriarchats, die Strafen aufzuheben. Die Hl. Synode folgte der Empfehlung einstimmig. Zudem nahm der Ökumenische Patriarch die Geistlichen auf ihren Wunsch in seine Jurisdiktion auf.
Die orthodoxe Eparchie Litauen kritisierte den Entscheid des Ökumenischen Patriarchats und anerkennt ihn nicht. Die Aberkennung der Priesterwürde sei kein „disziplinarischer, sondern ein mystischer Akt“ und sei endgültig und unumkehrbar. Offenbar seien die Informationen, auf die sich das Ökumenische Patriarchat stütze, nicht wahrheitsgetreu. Denn die Handlungen der fünf Geistlichen seien „ausschließlich auf der Ebene des kirchlich-kanonischen Rechts“ untersucht worden. Ihre Antikriegshaltung habe sich in keiner Weise auf die Entscheidung der Eparchie ausgewirkt, zumal diese sich „in keiner Weise von der Position der Litauischen Orthodoxen Kirche unterscheidet“. Die Kirche erinnerte daran, dass sie und ihr Oberhaupt mehrfach die Haltung der Russischen Orthodoxen Kirche und ihres Oberhaupts, Patriarch Kirill, kritisiert und den Krieg entschieden verurteilt hätten.
Die litauische Eparchie versucht seit Ausbruch des Kriegs, mehr Distanz zum Moskauer Patriarchat zu gewinnen. So hat sie den Hl. Synod der ROK im Juni 2022 um einen autonomen Status gebeten. Im Dezember bestätigte eine Kirchenversammlung der Eparchie, an der Bischöfe, Geistliche, Mönche, Nonnen und Laienvertreter aller Gemeinden teilnahmen, das Streben nach mehr Unabhängigkeit. (NÖK, 23.2.2023)