Zum Hauptinhalt springen

Montenegro: Orthodoxer Metropolit segnet Denkmal für Tschetnik-Kommandanten

03. September 2025

Im montenegrinischen Dorf Gornje Zaostro bei Berane ist in der Nähe einer Kirche der Serbischen Orthodoxen Kirche (SOK) ein Denkmal für den Tschetnik-Kommandanten Pavle Đurišić errichtet worden. Die lebensgroße Bronzestatue wurde ohne Erlaubnis der zuständigen Behörden aufgestellt und löste verbreitete Kritik aus. Weil die Behörden die Entfernung des Denkmals forderten, wurde es in das Innere der Kirche verlegt, was Metropolit Metodije (Ostojić) von der SOK bei der Einweihung bereits angekündigt hatte.

Der aus Montenegro stammende Đurišić war ein Kommandant der monarchistischen und nationalistischen Tschetniks im Zweiten Weltkrieg und kollaborierte mit den italienischen und deutschen Besatzungskräften. Besonders berüchtigt ist er für Massaker an der muslimischen Bevölkerung im heutigen Montenegro und Bosnien-Herzegowina im Februar 1943, denen Tausende Menschen, mehrheitlich Zivilisten, zum Opfer fielen. Sie gelten als größtes einzelnes Kriegsverbrechen durch Tschetnik-Einheiten im Zweiten Weltkrieg. Đurišić starb vermutlich 1945 in einem Lager der kroatischen faschistischen Ustascha.

Es ist nicht bekannt, wer die Statue bestellt, geschaffen und bezahlt hat, oder wo sie hergestellt wurde. Wie sie an ihren Bestimmungsort transportiert wurde, ist ebenfalls unklar. Am 7. August wurde sie jedenfalls auf einem privaten Grundstück in der Nähe der Kirche der Hl. Paraskeva in Gornje Zaostro aufgestellt. Der Besitzer des Grundstücks, Vujadin Dobrašinović, wurde wegen des unbewilligten Aufstellens eines Denkmals verhaftet, das Kulturministerium ordnete die Entfernung der Statue innerhalb von drei Tagen an. In der Nacht hinderten Aktivisten die Polizei daran, die Statue zu entfernen. Am 8. August feierte Metropolit Metodije von Budimlje und Nikšić in Anwesenheit von Hunderten von Sympathisanten der Tschetnik-Bewegung die Liturgie und enthüllte die Statue im Anschluss; nachmittags wurde die Statue in die Kirche gebracht.

In seiner Predigt beschwor Metropolit Metodije das ewige Gedenken für Kommandant Pavle und „alle Soldaten, Krieger, Offiziere, Unteroffiziere und Kämpfer der jugoslawischen Armee im Vaterland“. Die sog. jugoslawische Armee im Vaterland kämpfte nach der Kapitulation der jugoslawischen Armee 1941 für die Wiedererrichtung des Königreichs Jugoslawien, dessen Bestandteil ein ethnisch gesäubertes Großserbien sein sollte. In den 80 Jahren seit dem Zweiten Weltkrieg werde die „Seele des serbischen Volks“ getötet, das sei die „größte Tragödie“ der Serben, sagte Metodije weiter, das Töten der Seele sei „der größte Genozid“. Er rühmte Đurišić für die Befreiung von Berane und der angrenzenden Regionen von der italienischen Besatzung und seinen Einsatz zur Rettung seines Volks.

Zivilgesellschaftliche Aktivisten kritisierten, dass der Vorfall eine Niederlage des Rechtsstaats vor dem Extremismus symbolisiere. Es biete sich ein erschreckendes Bild – ein unbewilligtes Denkmal, Tschetnik-Ikonografie, Menschen in Uniformen und T-Shirts, die die Kollaboration mit dem Faschismus glorifizierten. Das alles mit dem Segen von Geistlichen, passiven Institutionen und dem Schweigen der Verantwortlichen. Sie riefen die zuständigen Behörden auf, dringend zu reagieren und die Normalisierung von Extremismus durch „Quasi-Religion, Mythologie und Pseudopatriotismus“ zu stoppen.

In der Kirche kann das Denkmal aufgrund des Grundsatzabkommens zwischen dem Staat Montenegro und der SOK von 2022 nicht von den Behörden entfernt werden. Staatliche Organe dürfen in Gebäuden und auf Arealen der SOK keine Sicherheitsmaßnahmen ohne vorangehendes Einverständnis der zuständigen Kirchenorgane ergreifen, außer wenn dringend Leben und Gesundheit von Menschen geschützt werden müssen. Allerdings bezweifeln Juristen, dass das Grundsatzabkommen die Verfassung und Gesetze übersteuern kann und so eine „gesetzlose Zone“ in den Kirchen schafft. Religiöse Objekte seien nicht extraterritorial und verfügten nicht über Immunität vor Strafverfolgung. (NZ)

Drucken