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Ökumene: Stiftung Pro Oriente feiert 50-jähriges Bestehen

25. November 2014

Mit einem Festakt und einem Festgottesdienst hat die ökumenische Stiftung Pro Oriente am 8. November in Wien ihr 50-Jahr-Jubiläum gefeiert. Dazu nahmen neben dem Wiener Erzbischof Christoph Kardinal Schönborn als Kuratoriumsvorsitzender auch Kardinal Kurt Koch, der Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, der Ökumenische Patriarch Bartholomaios und der koptische Papst-Patriarch Tawadros II. teil.

Kardinal Koch warnte vor der Gefahr, das in den vergangenen 50 Jahren in der Ökumene Erreichte zu vergessen und nur mehr von einer aktuellen Ermüdung zu sprechen. Das Gelingen des ökumenischen Dialogs hänge maßgeblich von den handelnden Personen ab. Umso wichtiger sei auch die Heranbildung junger aufgeschlossener Theologen, „die auch innovativ neue ökumenische Wege auskundschaften“, so Koch. Im Blick auf die Arbeit von Pro Oriente sprach Koch von einem „ökumenischen Königsweg“, mit dem es gelungen sei, bei inoffiziellen Begegnungen die Ökumene in Gang zu bringen. Pro Oriente habe dabei für die katholische Kirche eine Vorreiterrolle gespielt. Im Rahmen des Festakts wurde Kardinal Koch der Titel „Protektor der Stiftung Pro Oriente“ verliehen.

Patriarch Bartholomaios betonte, dass es zum Dialog und zur Versöhnung keine Alternative gebe – auch wenn es bis zur Einheit der Kirchen noch ein weiter Weg sei. Als große offene Fragen im Verhältnis zwischen orthodoxer und katholischer Kirche nannte er die Stellung des Papstes sowie die mit Rom unierten Ostkirchen. Die aktuellen weltweiten Herausforderungen machten aber die Zusammenarbeit aller christlichen Kirchen unabdingbar. Besondere Sorge bereitete dabei dem Patriarchen die Situation der Christen im Nahen Osten. Papst-Patriarch Tawadros II. hob hervor, vor allem in jenen Ländern, in denen Christen eine Minderheit darstellten, sei das gemeinsame Zeugnis der Einheit überlebensnotwendig. Das Oberhaupt der Koptischen Orthodoxen Kirche äußerte den Wunsch, dass die Kirchen endlich zu einem gemeinsamen Termin für das Osterfest finden. Das wäre ein deutliches Zeichen der Verbundenheit und des Wunsches nach Einheit.

Pro Oriente-Präsident Johann Marte plädierte für neue Wege im ökumenischen Dialog zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche einschließlich der eucharistischen Gemeinschaft. Wörtlich sagte er: „Wenn es wirklich stimmt, dass die Trennung der Kirchen nicht bis in die gemeinsame Wurzel des christlichen Erbes gegangen ist, müssten doch differenzierte Konsense und die eucharistische Gemeinschaft mit der Orthodoxie sogar schon heute möglich sein, ohne zuvor die vielen außertheologischen Hindernisse ausräumen zu müssen.“ Marte bezog sich damit auf eine Äußerung des verstorbenen orthodoxen Metropoliten Damaskinos (Papandreou) beim bahnbrechenden Ersten Ekklesiologischen Kolloquium der Stiftung im Jahr 1974. Der Metropolit hatte damals gesagt, dass im ersten Jahrtausend fast nie volle dogmatische Übereinstimmung bestand, trotzdem habe das weder die Gemeinschaft der Kirchen noch die eucharistische Gemeinschaft ausgeschlossen.

Pro Oriente wurde am 4. November 1964 vom damaligen Wiener Kardinal Franz König gegründet. Ein erster Meilenstein war die „Wiener Christologische Formel“ von 1971, mit der das 1 500 Jahre andauernde Zerwürfnis zwischen den Kirchen syrischer Tradition und der katholischen Kirche überwunden werden konnte.

KNA-ÖKI, 10. November 2014.

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