Patriarch Kirill besucht Armenien
Auf Einladung des Oberhaupts der Armenischen Apostolischen Kirche, Katholikos- Patriarch Karekin II., hat der russische Patriarch Kirill vom 16. bis 19. März Armenien besucht.
Am Flughafen Eriwan wurde er von Karekin II., den Bischöfen der Armenischen Kirche, dem Bildungsminister des Landes, Vertretern der russischen Diaspora sowie den Botschaftern der Ukraine, Weißrusslands, Kasachstans und Turkmenistans empfangen. Bei der offiziellen Begrüßung in Etschmiadsin, dem geistlichen Zentrum der Armenischen Apostolischen Kirche und Sitz des Katholikos, sagte Katholikos- Patriarch Karekin II., dass die Beziehungen zwischen beiden Kirchen seit Jahrhunderten «vom Geist christlicher Brüderlichkeit und Zusammenarbeit» getragen würden - bis heute nähmen die Russische Kirche und Russland tausende von Armeniern gastfreundlich bei sich auf. Die armenische Gemeinde in Russland blühe und sei heute die größte außerhalb Armeniens. - Patriarch Kirill erwiderte, auch wenn es aus historischen Gründen keine eucharistische Einheit zwischen den beiden Kirchen gebe, so seien sich doch beide ihrer Nähe bewusst, da beide Kirchen der Tradition der Alten Kirche treu seien. Beide Kirchen würden ein gemeinsames ethisches Wertesystem sowie eine lange Geschichte mit viel Leid und schweren Prüfungen verbinden.
Am Mahnmal für die Opfer des Genozids an den Armeniern in Eriwan (s. G2W 3/2010, S. 22-23) legte Patriarch Kirill ein Kranz nieder und wies auf die Wichtigkeit des Gedenkens hin - doch dies sollte geschehen, «ohne die Flamme des Hasses zu entzünden». Länder dürften nicht zu Geiseln ihrer Vergangenheit werden, und das Gedenken an die Opfer dürfe die Entwicklung der Beziehungen zwischen Armenien und der Türkei nicht behindern. Zu vergeben sei schwer, doch es bedeute nicht: zu vergessen. Vergebung eröffne «Chancen, voran zu kommen - auf beiden Seiten». Im Rahmen der Armenienreise des Patriarchen fand an der Universität Eriwan eine Buchvorstellung der armenischen Übersetzungen von Kirills Büchern «Hirtenwort» und «Freiheit und Verantwortung» (s. G2W 4/2009, S. 30) statt. Der Patriarch äußerte dabei während der Aussprache seine Skepsis gegenüber dem Pluralismus im politischen Leben. Dieser sei weder «ein kirchliches Prinzip, noch eines, das uns teuer ist». Pluralismus sei nur «eine Spielerei», ein «vorübergehendes Phänomen [...], jemand aber muss an die Einheit denken, über alle politischen Parteien hinweg». Die Spaltungen in der Gesellschaft und das Abstumpfen für den Sinn der nationalen Identität hätten in Russland eine 300-jährige Geschichte, die in Revolution und Bürgerkrieg gemündet sei.
Wichtigste Aufgabe der Russischen Orthodoxen Kirche sei es, die «Integrität des spirituellen Raumes der Heiligen Rus' zu bewahren», der mit einem politischen Territorium nichts gemeinsam habe und dessen «Grenzen» sich nicht unbedingt mit politischen Grenzen deckten. Insofern gleiche er dem spirituellen und kulturellen Erbe des armenischen Volkes, das sich auch nicht nur auf die Republik Armenien beschränke - es sei «der Patriarch-Katholikos aller Armenier, der die armenische Nation eint». Zum Abschluss der Reise unterzeichneten beide Patriarchen eine gemein same Erklärung, in der sie ihr Engagement zur Verteidigung der christlichen Werte und ihre Unterstützung für eine friedliche Lösung im Kaukasus-Konflikt bekräftigen. Beide Seiten halten zudem ausdrücklich an einer Fortsetzung des bilateralen theologischen Dialogs fest.
www.religio.ru; www.mospat.ru; www.portal-credo.ru; www.panarmenian.net; www.religio.ru, 16.-19. März ; SOP Nr. 347, April 2010 - O.S.