Polen: Bischöfe kritisieren "Palikot-Bewegung"
Laut Erzbischof Józef Michalik von Przemyśl, dem Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, stelle sich derjenige, der das christliche Symbol aus der Öffentlichkeit verbannen wolle, gegen die im Kreuz symbolisierte Feindesliebe und wolle stattdessen eine «Ideologie des Hasses» fördern. Der Kampf gegen das Kreuz werde jedoch keinen Erfolg haben, sondern das Verantwortungsgefühl der Christen stärken. Dagegen betonte Palikot: «Das Kreuz ist kein nationales Symbol.»
Die «Palikot-Bewegung» hatte bei den polnischen Parlamentswahlen im Oktober zehn Prozent der Wählerstimmen erhalten und wurde damit zur drittstärksten Kraft. Die Partei fordert einen streng laizistischen Staat. Am meisten gepunktet hat die «Palikot-Bewegung» bei den 18- bis 25-Jährigen. Fast jeder vierte Wähler dieser Altersgruppe stimmte einer Umfrage zufolge für die Partei. Im Wahlkampf polemisierte die erst vor einem Jahr von Palikot gegründete Partei vor allem gegen die Kirche: Die Bürger müssten sich den von der Kirche besetzten Staat zurückerobern. Statt Geld vom Staat zu kassieren, solle die Kirche Steuern zahlen. Staat und Kirche müssten streng getrennt werden. Für Parlamentspräsident Grzegorz Schetyna stellt der Wahltriumph der «Palikot-Bewegung» eine Zäsur dar: «Zum ersten Mal zieht eine offen antiklerikale Partei ins Parlament ein. Das ist eine größere Veränderung, als wir alle denken.» Mit Angriffen auf die Kirche habe bislang keine Partei Erfolg gehabt. Das habe sich nun geändert.
Staatspräsident Bronisław Komorowski und Ministerpräsident Donald Tusk riefen demgegenüber zur Mässigung auf und verteidigten das Kreuz im Parlament. Die Präsenz des Kruzifixes im Sitzungssaal sei eine «polnische Tradition » und ein «polnischer Brauch», so Komorowski. Keine Partei dürfe das christliche Symbol für politische Kampagnen instrumentalisieren.
Angesichts von Palikots Wahlerfolg verlangte der Krakauer Jesuit P. Krzysztof Mądel, dass die Kirche Konsequenzen aus dem wachsenden Antiklerikalismus ziehen müsse. Die Kirche müsse mit der ganzen Gesellschaft kommunizieren, nicht nur mit den Gläubigen.
Kathpress, 11., 16. Oktober 2011 – R.Z.