Polen: Charamsa-Outing sorgt in Polen für Kritik
Das Bekenntnis des polnischen Geistlichen Krzysztof Charamsa zu einer homosexuellen Beziehung ist auch in seiner Heimat auf Kritik gestoßen.
Polnische Politiker und Zeitungen warfen dem Mitarbeiter der vatikanischen Glaubenskongregation vor, die Gläubigen betrogen zu haben. Der frühere Justizminister Zbigniew Ziobro von der Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) warf Charamsa ein „Doppelleben“ und „Heuchelei“ vor.
Als einziger Bischof des Landes äußerte sich bislang Polens Primas, Erzbischof Wojciech Polak von Gnesen, zu dem Fall. Es sei ein „persönliches Drama dieses Menschen“. Polak rief Charamsa zur Rückkehr zur „Einheit der Kirche“ auf: „Möge Gott ihm die Gnade der Besinnung geben.“ Die Leitung von Charamsas Heimatdiözese Pelplin rief Priester und Gläubige dazu auf, für Charamsa zu beten. Der Geistliche solle auf den „Weg des Priestertums Christi“ zurückkehren. Die linksliberale Tageszeitung Gazeta Wyborcza kommentierte, Charamsa habe der Bekämpfung von Homophobie in der Kirche mehr geschadet als genutzt. Gläubige, die seine Predigten gehört oder bei ihm die Beichte ablegt hätten, könnten sich von ihm betrogen fühlen. Er habe sein Gelübde gebrochen. Das Magazin Newsweek Polska kommentierte: „Pfarrer Charamsa wird kein regenbogenfarbener Martin Luther werden.“ Der Vatikan-Mitarbeiter habe jedoch erfolgreich die „Heuchelei der Kirche“ offengelegt.
Charamsa hatte sich am 2. Oktober bei einer Pressekonferenz in Rom als praktizierender Homosexueller geoutet. Er forderte eine grundlegende Öffnung der katholischen Kirche für gleichgeschlechtliche Paare. Der Vatikan teilte daraufhin mit, dass der Geistliche von all seinen Ämtern enthoben werde und auch seine Lehrbefugnis für päpstliche Hochschulen verliere.
Charamsa arbeitete seit 2003 in der Glaubenskongregation und ist zudem Beigeordneter Sekretär der Internationalen Theologenkommission des Vatikans. Er ist außerdem Dozent an den Päpstlichen Hochschulen der Jesuiten (Gregoriana) und der Hochschule der Legionäre Christi (Regina Apostolorum). Charamsa kündigte an, zu seinem Lebensgefährten nach Barcelona zu ziehen. Dort werde er sich eine neue Arbeit suchen. Zudem will er demnächst ein Buch zum Thema Kirche und Homosexualität veröffentlichen.
Kathpress, 6. Oktober 2015.