Polen: Großerzbischof Schevtschuk bekräftigt Schritte zur polnisch-ukrainischen Versöhnung
Großerzbischof Svjatoslav Schevtschuk, das Oberhaupt der Ukrainischen Griechisch-katholischen Kirche (UGKK), hat dem neuen Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Tadeusz Wojda von Danzig, für die polnische Solidarität mit der Ukraine gedankt.
Bei seinem Pastoralbesuch in Danzig am 9. November dankte Schevtschuk insbesondere für die andauernde offene und großzügige Haltung gegenüber ukrainischen Flüchtlingen, wobei deren gegenwärtige Herausforderungen und Zukunftsperspektiven diskutiert wurden. Am Treffen nahm auch Bischof Arkadiusz Trochanowski von der Eparchie Olsztyn-Danzig der UGKK teil, der über die aktuelle Situation und Bedürfnisse seiner Kirche berichtete und dem Danziger Erzbischof dafür dankte, dass viele römisch-katholische Priester den Ukrainern ihre Kirchen für die Gottesdienste zur Verfügung stellen.
Zudem war die Frage der ukrainisch-polnischen Versöhnung Thema. Großerzbischof Schevtschuk erinnerte an den Appell vom 7. Juli 2023 in Warschau zusammen mit Erzbischof Stanisław Gądecki, dem damaligen Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, in dem sie die Verbrechen der Tragödie von Wolhynien verurteilt und zur Versöhnung aufgerufen hatten. In der von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg besetzten heutigen westukrainischen Region Wolhynien hatten ukrainische Nationalisten, vor allem von der Ukrainischen Aufstandsarmee, ab 1943 bis 130 000 Polen getötet. Racheakten polnischer Nationalisten fielen bis 20 000 Ukrainer zum Opfer.
Erzbischof Wojda versicherte, dass er sich für eine Stärkung des Versöhnungsprozesses einsetzen werde. Das Oberhaupt der UGKK wies seinerseits darauf hin, dass die griechisch-katholische Kirche in der Ukraine daran arbeitet, andere ukrainische Kirchen in den Prozess einzubeziehen, insbesondere im Rahmen des Allukrainischen Rates der Kirchen und religiösen Organisationen. Er wies auch auf die jüngste Erklärung des Rates der christlichen Kirchen der Ukraine vom 4. Oktober zum angemessenen Gedenken an die Opfer des ukrainisch-polnischen bewaffneten Konflikts während des Zweiten Weltkriegs hin, welche die Initiativen des ukrainischen Instituts für Nationales Gedenken zu Such- und Exhumierungsarbeiten bei polnischen Gräber in der Region Rivne unterstützt: „Trotz oder gerade wegen des blutigen Krieges der Russischen Föderation sind die Ukrainer in der Lage, den Bitten unserer polnischen Freunde in einer Zeit wie dieser mit Würde zu entsprechen. Lasst uns einander helfen und verzeihen – dieses Grundprinzip bleibt ein unverbrüchlicher Bund der großen geistigen Führer der Ukrainer und Polen. Im Geiste dieses Testaments rufen wir unsere polnischen Brüder auf, bei der angemessenen Erinnerung an ukrainische Gedenkstätten in Polen und der Wiederherstellung beschädigter Gedenkzeichen volle Gegenseitigkeit zu zeigen.“ Hintergrund sind Andeutungen des polnischen Außenministers Sikorski Ende September, die bisher ungelöste Exhumierungsfrage der polnischen Opfer des Massakers von Wolhynien zur Bedingung für Verhandlungen zum EU-Beitritt der Ukraine zu machen. (RZ)