Polen: Neuer Vorsitzender der Polnischen Bischofskonferenz
Die katholischen Bischöfe in Polen haben den Posener Erzbischof Stanisław Gądecki zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt.
Bei ihrer Vollversammlung in Warschau kürten die rund 90 stimmberechtigten Mitglieder der Polnischen Bischofskonferenz den 64-jährigen Gądecki am 12. März im zweiten Wahlgang zum Nachfolger von Erzbischof Józef Michalik. Der bisherige Vorsitzende konnte laut dem Statut nach zwei fünfjährigen Amtszeiten nicht erneut gewählt werden.
Gądecki betonte in einem ersten Interview, Geistliche sollten sich nicht zu Wahlkampagnen äußern. Der Fraktionsvorsitzende der regierenden rechtsliberalen Bürgerplattform, Rafael Grupinski, begrüßte dies: „Die Wahl des Kompromisskandidaten bietet die Chance, dass sich die Kirche weniger für Politik interessiert und sich stärker auf die Arbeit der Evangelisierung konzentriert.“ Gądecki war seit 2004 Vizevorsitzender des Episkopats. Anerkennung erwarb er sich unter anderem für den Dialog mit dem Judentum. Auf Initiative Gądeckis begeht Polens Kirche seit 1998 jedes Jahr den „Tag des Judaismus“. Dabei werden die Juden als ältere Geschwister im Glauben gewürdigt.
Am 19. Oktober 1949 in Strzelno geboren, trat Gądecki schon mit 17 Jahren ins Priesterseminar im nahe gelegenen Gniezno ein. In Rom und Jerusalem studierte er Theologie und schloss mit einer Promotion ab. Papst Johannes Paul II. ernannte ihn 1992 zum Weihbischof. Seit 2002 ist Gądecki Erzbischof von Posen. Nach der Katholikenzahl gehört die Erzdiözese zu den größten in Polen. In der Bischofskonferenz leitete er bislang den Ausschuss für die Geistlichen.
Erzbischof Michalik stand seit 2004 an der Spitze der Polnischen Bischofskonferenz. Der Erzbischof von Przemyśl an der Grenze zur Ukraine wird dem konservativen Flügel zugerechnet und stand anfangs Polens EU-Mitgliedschaft skeptisch gegenüber. Als Episkopatsvorsitzender engagierte er sich für die Verständigung der Polen mit Deutschen, Russen und Ukrainern. 2005 unterzeichnete er mit dem damaligen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Karl Kardinal Lehmann, eine gemeinsame Erklärung zur Versöhnung und Freundschaft zwischen den beiden Ländern. Große Beachtung fand im August 2012 Michaliks historische Versöhnungsgeste mit dem Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill. Im Warschauer Königsschloss warb er mit dem Patriarchen dafür, dass Polen und Russen einander als „Freunde und Brüder“ sehen (s. RGOW 12/2012, S. 17–19).
Kathpress, 13., 21. März 2014.