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Polen: Proteste gegen den Ausschluss von TV Trwam aus dem nationalen Digitalnetz

22. November 2012
Zehntausende Polen haben sich am 29. September an einem Protestmarsch unter dem Motto «Wach auf, Polen» beteiligt, um ihren Unmut über den Ausschluss des Fernsehsenders TV Trwam aus dem künftigen Digitalnetz und über den Kurs der Regierung unter Donald Tusk kundzutun.

Der Protestmarsch wurde von Radio Maryja und TV Trwam in Zusammenarbeit mit der Oppositionspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit) und der Gewerkschaft Solidarność veranstaltet. Zahlreiche weitere Organisationen unterstützten die Initiative, u. a. die Azione Cattolica (Katholische Aktion) und die Partei Solidarna Polska (Soli- darisches Polen). Nach Angaben von TV Trwam haben inzwischen fast 2,4 Millionen Menschen einen Aufruf gegen die «Diskriminierung katholischer Medien» unterschrieben. Der Fernsehsender klagt zudem vor einem Berufungsgericht.

Die nationale Rundfunkbehörde hatte dem vom Redemptoristenorden betriebenen Fernsehsender TV Trwam, der vom umstrittenen Radio Maryja-Grün- der P. Tadeusz Rydzyk geleitet wird, die Lizenz für digitales terrestrisches Fernsehen verweigert (s. RGOW 4/2012, S. 4f.). Die Ablehnung begründete die Rundfunkbehörde mit fehlenden finanziellen Sicherheiten des Senders: Sein Träger, Rydzyks Stiftung Lux Veritatis (Licht der Wahrheit), habe keine Einzelheiten zu einem Darlehen der polnischen Provinz des Redemptoristenordens nennen wollen. Kritiker werfen TV Trwam zudem politische Agitation für die rechtskonservative Opposition vor.

Die Polnische Bischofskonferenz fordert dagegen einen Sendeplatz für den Fernsehsender im künftigen Digitalnetz. Zum Abschluss ihrer Vollversammlung riefen die Bischöfe am 3. Oktober die Rundfunkbehörde auf, kirchliche und an- dere Sender bei der Vergabe der Digitalfrequenzen gleich zu behandeln. Zudem beriefen sie erstmals einen eigenen Beauftragten für TV Trwam: den Danziger Erzbischof Sławoj Leszek Głódź. Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Józef Michalik von Przemyśl, sagte, Głódź solle für einen «sehr stabilen und direkten Kontakt» zum Sender sorgen. Mit der Berufung eines Beauftragten distanziere sich die Bischofskonferenz nicht von dem Programm, so Michalik: «Wir haben keine Bedenken gegenüber der Tätigkeit dieses Fernsehsenders.» Allerdings könne man auch nicht sagen, dass TV Trwam ein Medium der Bischofskonferenz sei. Erzbischof Głódź selbst sagte, das Programm solle unter einem «kirchlichen Schirm» bleiben. Es handle sich um einen wichti- genSender.

Der 2003 gegründete Sender TV Trwam ist bislang nur über Satellit, Kabel und Internet zu empfangen. Auch künftig darf er sein Programm so ausstrahlen. Im Sommer 2013 wird in Polen das terrestrische Fernsehen auf digitale Verbreitung umgestellt.

Kathpress, 4. Oktober; NÖK, 4. Oktober 2012 – R. Z.

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