Polen: Russisch-polnisches Gesellschaftsforum begrüßt Aufarbeitung sowjetischer Verbrechen
An dem Forum verlieh Medvedev dem polnischen Re- gisseur Andrzej Wajda («Katyń», 2007) den russländischen «Orden der Freundschaft» für seine außerordentlichen Verdienste um die Entwicklung der kulturellen Beziehungen zwischen Polen und Russland.
Am Gesellschaftsforum nahmen auch Erzbischof Jeremiasz (Anchimiuk) von Wrocław von der Polnischen Orthodoxen Kirche, der römisch-katholische Metropolit von Lublin, Józef Życiński, wie auch Vertreter des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats teil. Dessen Stv. Leiter, Igumen Filipp (Rjabych), hob den gemeinsamen Beitrag Polens und Russlands zu einer Neuausrichtung Europas hervor: «Ein gemeinsames Europa können wir nur gestalten, wenn wir dies auf der Grundlage der fundamentalen, traditionellen Werte der europäischen Zivilisation tun. Ich bin überzeugt, dass Russland und Polen, welche die Unterdrückung der Spiritua- lität seiner Völker und ein System des politischen Zwangs überlebt haben, für die Bildung solcher Mechanismen in Europa eintreten können.» Er unterstrich zudem, dass Staat und Gesellschaft Russlands noch viel mehr zur Bewah- rung des Gedenkens der Millionen Opfer, die das eigene Volk und andere Völker verschuldet hätten, tun müsse.
Patriarch Kirill hatte bereits im März 2010 darauf hingewiesen, dass die Russische Orthodoxe Kirche die Verbrechen des Stalin-Regimes anerkenne und zur Versöhnung zwischen Polen und Russen beitragen wolle (s. G2W 4/2010, S. 6). Im Juni 2010 besuchte er in Katyń das Denkmal für die 1940 vom damaligen sowjetischen Geheimdienst NKWD erschossenen polnischen Offiziere, die Absturzstelle der Maschine des polnischen Präsidenten Lech Kaczyński sowie die im Bau befindliche Christi-Auferstehungs-Kathedrale, deren Grundstein am 7. April im Beisein der Regierungschefs Russlands und Polens, Vladimir Putin und Donald Tusk, gelegt worden war (s. G2W 6/2010, S. 7). Zudem hielt der Patriarch in der ökumenischen Kapelle in Katyń zusammen mit zahlreichen orthodoxen Würdenträgern und Priestern eine Gedenkliturgie.
Im Gegensatz dazu hatte der «Rat des Bundes orthodoxer Bruderschaften der Russischen Orthodoxen Kirche» (SPB) Präsident Medvedev am 5. Mai aufgefordert, die Falsifizierung der Geschichte bezüglich Katyń zu stoppen: Der Rat weist die Schuld am Massaker in Katyń weiterhin Nazi-Deutschland zu.
Das russisch-polnische Gesellschaftsforum war 2002 gegründet worden. Es wird auf polnischer Seite vom Filmregisseur Krzysztof Zanussi und auf russischer Seite vom Vizepräsidenten des privaten Investitionsfonds Onexim, Leonid Dratschevskij, geleitet.
www.portal-credo.ru, 11. Mai; NZZ, 27. November; de.rian.ru, 4. Juni, 6. Dezember; www.mospat.ru, 8. Dezember 2010 – R.Z.