Russland: 100-Jahr-Jubiläum der katholischen Kathedrale in Moskau
Höhepunkt der Feierlichkeiten war ein Gottesdienst in russischer Sprache unter dem Vorsitz des päpstlichen Sondergesandten Jozef Kardinal Tomko. Anschließend feierte der Warschauer Weihbischof Bischof Tadeusz Pikus einen Gottesdienst auf Polnisch. Bischof Pikus hatte zu Beginn der 1990er Jahre als Kaplan die polnischen Arbeiter in Moskau seelsorgerlich betreut. Er war maßgeblich am Wiederaufbau der Moskauer Gemeinde und am Kampf um die Rückgabe der Kathedrale an die katholische Kirche beteiligt.
Die 1901–1911 im neogotischen Stil errichtete Kathedrale der Unbefleckten Empfängnis Mariens im Zentrum der russischen Hauptstadt gilt als größte katholische Kirche in Russland. Die Kathedrale war 1937 von den kommunistischen Machthabern geschlossen worden. In die Kirche wurden Zwischengeschosse eingebaut; das Gebäude Mindiente als Magazin und «Bürozentrum». Die letzten Büros zogen erst 1996 aus, worauf die Katholiken die Kathedrale endgültig zurückerhielten. Drei Jahre später waren die Renovationsarbeiten abgeschlossen und die Kathedrale wurde feierlich eingeweiht.
Die Gemeindeglieder sind zumeist Russen, doch wird die Hl. Messe auch auf Polnisch, Englisch, Spanisch und Koreanisch gefeiert. An Sonntagen findet zudem ein Gottesdienst für die mit Rom unierten Armenier statt. Aufgrund der ausgezeichneten Akustik und einer der größten Orgeln Russlands finden in der Kathedrale auch zahlreiche Konzerte für geistliche Musik statt.
Papst Benedikt XVI. betonte in seiner Grußbotschaft, die Geschichte der Kathedrale sei geprägt von Leid und Wiedergutmachung. Zugleich sei sie ein besonderer Ort der Marienverehrung. Anlässlich der Feierlichkeiten wurden auch ein Denkmal für die selige Mutter Teresa von Kalkutta (1910–1997) und eine Fotoausstellung eröffnet. An der Denkmalsenthüllung nahmen auch Vertreter der jüdischen, buddhistischen und hinduistischen Gemeinde teil. Die Russische Orthodoxe Kirche wurde von Priester Dmitrij Sisonenko vertreten, dem für den Dialog mit der katholischen Kirche zuständigen Sekretär des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats.
Bei einem Treffen von Jozef Kardinal Tomko mit Patriarch Kirill betonte der Patriarch, dass die orthodoxe und die katholische Kirche vor den gleichen Herausforderungen der säkularen Welt stünden, was ein Anlass zur Zusammenarbeit beider Kirchen sei. Kardinal Tomko unterstrich das Interesse des Hl. Stuhls an der Fortsetzung des Dialogs mit der Russischen Orthodoxen Kirche. Aus seiner Sicht vollziehe sich eine spirituelle Erneuerung in Russland: Die Wiedergeburt der Kirchen sei ein Zeichen für die innere Erneuerung der Gläubigen.
www.religio.ru, 12. September; www.portal-credo.ru, 26. September; www.patriarchia.ru, 26. September; Kathpress, 26. September 2011 – O.S.