Russland: Anti-Sekten-Aktivitäten der Russischen Orthodoxen Kirche
Die Russische Orthodoxe Kirche hat in letzter Zeit ihre Aktivitäten gegen neue religiöse Bewegungen, die sie als „Sekten“ ansieht, verstärkt. So hat die Synodalabteilung für Mission beschlossen, Informationen über Anhänger anderer religiöser Gruppen zu sammeln. Diese Dossiers sollten zum Schutz der „geistigen Sicherheit“ dienen.
Im Dezember fand in der Staatsduma ein runder Tisch zum Thema „Sekten und destruktive Kulte als Herausforderungen für die Sicherheit Russlands“ statt. Daran nahmen sowohl kirchliche als auch Behördenvertreter sowie Wissenschaftler und Experten teil. Die Diskussion drehte sich vor allem darum, ob ein eigenes Gesetz, das sich gegen „destruktive religiöse Kulte und Elemente“ richtet, und eine Stärkung des Verständnisses des Begriffs „Sekte“ nötig sind. Es wurde auch die Frage aufgeworfen, ob angesichts der Einstufung von einigen NGOs als „ausländische Agenten“ eine analoge Klassifizierung von religiösen Organisationen angebracht sei.
Anfang Februar wurde in Archangelsk von einem Anti-Sekten Zentrum und der Jugendabteilung der Eparchie Archangelsk eine Gruppe zur Erforschung von „Sekten“ gegründet. Am Gründungstreffen besprachen die Teilnehmer die Gefahren, die ihrer Meinung nach von neuen religiösen Gruppen, gerade für junge Menschen, ausgehen. Sie erklärten Sekten als Organisationen zu Feinden der Kirche, nicht aber deren Anhänger – diese bräuchten in erster Linie Hilfe.
Kritisch gegenüber „Sekten“ äußerte sich auch Metropolit Ilarion (Alfejev), Leiter des Kirchlichen Außenamts des Moskauer Patriarchats. Er bezeichnete sie als pseudo-religiös und unterstellte ihnen Methoden wie Gehirnwäsche und die Anwendung von Zwang – der Schaden für die Psyche der (ehemaligen) Anhänger sei immens. Während die Russische Orthodoxe Kirche mit anderen christlichen Konfessionen einen Dialog führe, sei dies bei solchen Organisationen ausgeschlossen.
www.patriarchia.ru, 9., 24. Dezember 2015; www.risu.org.ua, 21. Januar; www.eparchia.patriarchia.ru, 5. Februar 2016 – N. Z.