Russland: Antrittsbesuch von Kardinal Koch bei Patriarch Kirill
Besonders bewegt zeigte sich der Kardinal vom Besuch der Gedenkstätte Butowo bei Moskau, wo in der Stalin-Zeit rund 1000 orthodoxe Geistliche hingerichtet worden sind. Das Andenken an diese Märtyrer sei sehr wichtig, erklärte Kardinal Koch. Im Westen sei das Ausmaß dieser Verbrechen zu wenig bekannt.
Höhepunkt der sechstägigen Reise war eine Begegnung mit Patriarch Kirill am 16. März. Kardinal Koch bezeichnete die Atmosphäre des Gesprächs als «herzlich». Es seien in großer Offenheit Meinungen über den aktuellen Stand der Ökumene ausgetauscht worden. Beide Kirchen hätten noch ihre Stellung zu einigen theologischen Fragen zu klären, mit der sich die 1979 gegründete internationale katholisch- orthodoxe Dialogkommission befasse, allem voran die Frage nach dem Primat des Papstes. Zudem bestünden «Probleme» zwischen dem Moskauer Patriarchat und der mit Rom verbundenen Ukrainischen Griechisch- Katholischen Kirche.
Von Seiten des Moskauer Patriarchats wurde hervorgehoben, dass beide Kirchen trotz bestehender Meinungsverschiedenheiten im theologischen Bereich dort eng zusammenarbeiteten, wo ihre Positionen zusammenfielen: etwa bei der Verteidigung traditioneller christlicher Werte in Europa, in den Bereichen Soziales, Wirtschaft, Ethik, in der wissenschaftlichen Forschung und in der Bioethik. Auf dieser Grundlage sollten beide Kirchen auch ihre Zusammenarbeit auf der Ebene internationaler Organisationen wie der UNO, der OSZE und im Europarat vertiefen.
Kardinal Koch betonte in diesem Zusammenhang, dass Papst Benedikt XVI. und Patriarch Kirill einer Meinung seien über die in letzter Zeit verbreiteten liberalen Ansichten, die sich von der traditionellen Moral entfernt hätten. Dies fördere die weitere Entwicklung der Zusammenarbeit beider Kirchen. Patriarch Kirill erklärte, er respektiere die Haltung des Papstes, der die kirchliche Tradition dem Widerstand liberaler Kreise zum Trotz verteidige.
Offiziell kein Thema bei dem Treffen war die Vorbereitung eines möglichen Treffens beider Kirchenoberhäupter. Papst Benedikt XVI. und Patriarch Kirill wünschten eine solche Begegnung, diese müsse jedoch sorgfältig vorbereitet werden, erklärte Kardinal Koch. Dabei sei der «qualitativ hochwertige Inhalt eines solchen Treffens viel wichtiger als die Quantität.» Es sei noch zu früh, um über einen Termin für eine Begegnung zu sprechen. Zuletzt hatten hochrangige Vertreter beider Kirchen erklärt, ein solches Treffen werde immer wahrscheinlicher. Es wäre die erste Begegnung des Papstes mit einem Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche.
www.patriarchia.ru, 16. März; KNA-ÖKI, 21. März 2011 – O.S.