Russland: Aufgabe der Militärgeistlichen ist nicht der Kampf gegen die Dedovščina
Boris Lukičev, Chef der Abteilung der Russischen Streitkräfte für die Arbeit mit gläubigen Wehrpflichtigen, hat am 28. Februar gegenüber der Agentur „Interfax“ erklärt, es sei nicht Aufgabe der Militärgeistlichen, sich um die dedovščina in der Armee zu kümmern und den Kampf gegen sie aufzunehmen.
Mit dedovščina („Herrschaft der Alten bzw. Großväter“) werden die berüchtigten massiven Menschenrechtsverletzungen in der russischen Armee bezeichnet, bei der ältere Soldaten oder Offiziere jüngere Wehrpflichtige bis hin zu schwersten körperlichen und seelischen Misshandlungen quälen, die nicht selten zu Invalidität, Selbstmord oder Tod der Rekruten führen (s. RGOW 10/2011, S. 28–29).
Es sei „Aufgabe des Priesters, über das verfassungsmäßige Recht des Wehrpflichtigen auf Glaubensausübung im Rahmen der Wehrpflicht zu wachen“, so Lukičev. Ferner müsse er „gemeinsam mit dem Kommandeur und den Offizieren Erziehungsarbeit beim Personal“ leisten, die „seelsorgerliche Pflichten wie Predigten und Beichten oder auch die Organisation sozialer Arbeiten“ umfasse. „Der Kampf gegen die dedovščina gehört nicht zu seinen Pflichten“. Laut Lukičev konzentrierten sich die Militärgeistlichen heute auf die Arbeit mit den Offizieren, da diese den Soldaten als Vorbild dienten: Wie ein Offizier in moralischer Hinsicht auftrete, so gestalte sich die moralische Atmosphäre in seiner Einheit.
Lukičev zufolge bedeute die Präsenz eines Militärgeistlichen in einer Einheit nicht automatisch weniger Fälle von dedovščina. Doch im Verteidigungsministerium heiße es, dass die Mütter von Wehrpflichtigen darum bitten würden, ihre Söhne nur in Einheiten abzukommandieren, die über Geistliche verfügten, weil in diesen größere Ordnung herrsche.
www.portal-credo.ru, 1. März 2013 – O.S.