Russland: Definitive Einführung des schulischen Religionsunterrichts
Bis Ende März müssen sich die Schüler und ihre Eltern für eines der sechs angebotenen Module (mit den Schwerpunkten Ethik, Weltreligionen, Orthodoxe Kultur, Islam, Buddhismus oder Judentum) einschreiben. Damit soll gewährleistet werden, dass alle Schulen rechtzeitig genügend Lehrmaterial bestellen können. Ab Februar finden Weiterbildungskurse für eine bessere Qualifizierung des Lehrpersonals der Module statt. Der Mangel an Lehrbüchern und Vorbereitung der Lehrer ist in der Pilotphase des Projekts kritisiert worden (s. RGOW 1/2012, S. 9f.).
Die Russische Orthodoxe Kirche unterstützt das Projekt und hat am 8. Februar im Kirchlichen Außenamt des Moskauer Patriarchats eine Pressekonferenz zum Thema veranstaltet. Die Fragen der Journalisten wurden von dessen Leiter, Metropolit Ilarion (Alfejev), von Erzbischof Sigitas Tamkevičius, dem Vorsitzenden der Litauischen Bischofskonferenz, und von G. Demidov, einem Vertreter der Abteilung für religiöse Bildung und Katechese der Russischen Orthodoxen Kirche, beantwortet.
Erzbischof Tamkevičius stellte das litauische Modell des schulischen Religionsunterrichts vor, der von der 1. bis 9. Klasse einmal wöchentlich stattfindet und bei den Schülern auf viel Interesse stoße. Das Lehrpersonal werde vorwiegend an der theologischen Fakultät in Kaunas ausgebildet. Metropolit Ilarion sprach sich dafür aus, dass der Religionsunterricht auch an russischen Schulen nach dem litauischen Modell auf die ganze Schulzeit ausgedehnt wird.Der schulische Religionsunterricht diene der religiösen Begründung ethischer Normen, der Stärkung der nationalen Identität, der Überwindung religiösen Unwissens und der Bildung eines moralischen Klimas in den Schulen.
Kritische Stimmen in Russland weisen dagegen darauf hin, dass die Förderung von Toleranzfähigkeit in einem einzigen, nicht einer einzelnen Religion gewidmeten Kurs wohl besser gelänge, als durch die Aufteilung der Schüler in diverse Module. Außerdem fehlen Module für katholische oder protestantische Schüler, und woher jede Schule sechs Lehrpersonen für alle Module hernehmen (und bezahlen) solle, bleibe nach wie vor unklar.
www.portal-credo.ru, 3., 8. Februar; www.pravmir.ru, 3., 8. Februar; www.mospat.ru, 8. Februar 2012 – R.Z.