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Russland: Erzpriester Tschaplin begrüßt Boykott von EU-Agrarimporten

16. September 2014

Erzpriester Vsevolod Tschaplin, der Leiter der Synodalabteilung für die Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft des Moskauer Patriarchats, hat das russische Embargo gegen Einfuhren landwirtschaftlicher Produkte aus der EU und den USA begrüßt.

Im Gespräch mit der russischen Nachrichtenagentur RIA-Novosti am 7. August bezeichnete er die russischen Gegenmaßnahmen auf die westlichen Sanktionen als adäquat und gerechtfertigt und schlug vor, diese auch auf andere Bereiche auszuweiten: „Es wäre eigenartig, wenn Russland auf diese Sanktionen – die ich persönlich für diskriminierend halte – nicht reagieren würde. Unserer Wirtschaft wird diese Antwort nur nützen, vor allem der Landwirtschaft. Russland verfügt über genügend Kraft, um Lebensmittel höchster Qualität zu produzieren.“

Den westlichen Eliten warf Tschaplin „eine unfreundliche und ungerechte Haltung gegenüber Russland“ vor, deshalb sei es Zeit, folgende Fragen zu stellen: „Warum floriert in Russland der westliche Bankensektor, seit vielen Jahren eine Quelle zahlreicher weltweiter wirtschaftlicher und politischer Probleme? Warum arbeiten, oftmals provokativ, westliche ideologische und ‚humanitäre‘ Organisationen bei uns wie etwa die Carnegie-Stiftung?“ Als Bedingung für die künftige Arbeit solcher Einrichtungen in Russland „müssen russische kulturelle und intellektuelle Organisationen einen adäquaten und entsprechenden Zugang zu westlichen Medien und westlicher Politik haben. Glauben Sie mir, wir haben den westlichen Ländern einiges zu sagen, wie deren Gesellschaft auf der Basis der höchsten Wahrheit als Gegengewicht zu den amoralischen Prinzipien ‚Geld macht Geld‘ und ‚Geld bestimmt alles‘ umgebaut werden müsste, als Gegengewicht zum marginalen Modell der Demokratie westlichen Zuschnitts, das sich längst überlebt hat.“

Zugleich rief Tschaplin die Russen auf, nicht länger dem westlichen Konsumstreben nachzueifern: „Wir müssen lernen, uns zu mäßigen, uns selbst einzuschränken, genügsam zu sein im Verbrauch, mit wenigem zufrieden sein. Die Russen haben stets verstanden, wo das vernünftige Maß des Konsums liegt, und im Wissen um diese Grenze waren sie weitaus glücklicher als die, die ständig dem Konsum um des Konsums und dem Wachstum um des Wachstums willen hinterherjagen.“ Er rate den Vertretern der russischen Eliten, die „sich daran gewöhnt haben, sowohl in Russland als auch im westlichen Ausland zu leben, und für die der Konsumstandard der reichsten Leute im Westen die Norm ist, nicht länger auf zwei Stühlen zu sitzen“. „Schlussendlich muss man wählen: der Westen oder Russland, eine selbständige und freie Zukunft unseres Volkes oder eine Existenz, in der du mehr auf die Anschnauzer aus Washington, Brüssel oder der Wall Street hörst, als auf die Stimme deiner Landsleute. Dazu heißt es im Evangelium ganz klar: ‚Wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.‘ An diese Worte musste ich in letzter Zeit immer wieder denken.“

RIA Novosti, 7. August 2014 – O. S.

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