Russland: Erzpriester Tschaplin lobt erneut Ämtertausch zwischen Putin und Medvedev
Bereits zuvor hatte er den Ämtertausch zwischen den beiden Politikern als «Beispiel für Moral in der Politik» gelobt (s. RGOW 11/2011, S. 6). Im Fernsehen erklärte er: «Wir wissen, wie oft eine Machtübergabe in der Geschichte Russlands […] mit Mord oder Verschwörung geendet hat. […] In Russland war und ist die Rolle des Staatsoberhauptes immer sehr wichtig. Die Stabilität der Entwicklung eines Landes, Sicherheit und Schicksal vieler Menschen […] hängen davon ab, wie die Machtübergabe eines Staatsoberhauptes an das nächste erfolgt. Wenn sie nun bei uns friedlich […] geschieht und der Vorgänger seinem Nachfolger das oberste Amt im Staat darreicht, so bedeutet das, dass in unserem Land eine echte moralische Kultur entsteht, die im politischen Leben auf den ewigen Kampf einer gegen alle verzichtet, und dass man bereit ist, Verantwortung miteinander zu teilen und sich um Stabilität und ein friedliches Gemeinwohl zu bemühen.
In vielen Ländern vollzieht sich die Machtübergabe weitaus konfliktreicher, selbst in Ländern, deren Staatschefs und Eliten versuchen, Russland Moral und den richtigen Aufbau des politischen Lebens beizubringen. […] Manche werfen uns vor, wir verfügten über zu wenig politische Konkurrenz. […] Doch angesichts der vielen inneren und äußeren Herausforderungen wäre es höchst unüberlegt, wenn wir es zum groß angelegten politischen Konflikt darüber kommen ließen, wer das erste Amt im Staat übernehmen soll. […] Die Wahl Putins zum Präsidenten und die Tätigkeit Medvedevs als Regierungschef verheißen uns eine lange Periode der Stabilität und des Friedens [… ], an der es unserem Land heute so sehr fehlt […].
Die Kirche darf nicht allzu tief in die Machtarchitektur eindringen. […] Es ist nicht Sache der Geistlichen, zu raten, wer auf welchen Posten zu wählen ist oder wie Regierung, Parlament und Behörden ihre Arbeit zu tun haben. Aber die Kirche ist immer dafür eingetreten, dass das Leben der politischen Gemeinschaft in friedlichen und harmonischen Bahnen verläuft. Das bedeutet nicht, dass die Kirche jedes Handeln der Staatsmacht gut heißen oder bei berechtigter Kritik schweigen muss. Patriarch Kirill hat oft auf Missstände in der Sozialpolitik und in anderen Bereichen hingewiesen und die Nöte beim Namen genannt, die Beamte durch ihr Tun oder Unterlassen verursacht haben. Unsere Priester und Laien üben oft Kritik an Ministerien, Beamten und selbst an der Regierung […]. Die Kirche muss als Ganzes und mit der Stimme Einzelner über Gutes und Böses sprechen, das in der Gesellschaft und im Staat geschieht. Aber sie unterscheidet sich grundlegend von einer politischen Opposition. [… ] Indem sie von Bösem und Gutem, von Fehlern und Errungenschaften der Machthaber spricht, hat sie als vordringliches Ziel den Frieden und das würdige Leben ihres Landes und Volkes vor Augen. […]»
www.religare.ru, 3. Oktober 2011 – O.S.