Russland: Hilfsaktion der Russischen Orthodoxen Kirche für die Opfer der Brandkatastrophe
Die verheerenden Wald- und Torfbrände in Russland haben eine Welle der Hilfsbereitschaft bei der russischen Bevölkerung ausgelöst – nicht zuletzt dank eines Aufrufs der Russischen Orthodoxen Kirche zur Solidarität.
Die «Synodalabteilung für Diakonie und Sozialdienst» hat am 31. Juli eine groß angelegte Hilfsaktion für die Notleidenden gestartet und rief in den Eparchien und Gemeinden sowie über die Medien zu Spenden und Freiwilligenarbeit auf. Es wurde sogar eine eigene Internetseite aufgeschaltet (www.diaconia.miloserdie.ru).
Laut Archimandrit Panteleimon (Schatov), dem Leiter der «Synodalabteilung für Diakonie und Sozialdienst», haben Freiwillige bis zum 22. August gegen 300t an Hilfsgütern sowie Werkzeug und Löschmaterial in die teilweise weit verstreuten Ortschaften gebracht. Auf dem eigens eingerichteten Spendenkonto seien insgesamt umgerechnet 1,3 Mio. CHF an Spenden eingetroffen, einschließlich der Kollekten von Kirchgemeinden und Klöstern sowie Beiträgen der Russischen Auslandskirche und der Griechischen Orthodoxen Kirche. Die Synodalabteilung mit ihren drei Angestellten hat laut Archimandrit Panteleimon noch nie zuvor eine solche Hilfsaktion durchgeführt. Nach anfänglichem Chaos habe jedoch die Post eine kostenlose Hotline geschaltet; mithilfe von Zivilschutz und Einwohnerkontrolle habe man zudem eine Datenbank zum Erfassen der betroffenen Ortschaften eingerichtet, Freiwillige seien mit ersten Nothilfepaketen losgezogen und hätten vor Ort über Laptop und SMS mitgeteilt, was im Moment am dringendsten benötigt werde. Dieses Vorgehen habe sich bewährt, und inzwischen könne man relativ rasch und flexibel reagieren. Noch immer würden Freiwillige gesucht, die über PC-Erfahrung verfügten, Informationen überprüften und vor Ort Hilfe leisteten. Mittlerweile unterstütze die Kirche auch die Feuerwehrleute und Löscharbeiter, so dass die Synodalabteilung zur größten Koordinatorin bei der Hilfe für die Brandopfer geworden sei.
Auch das Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, wandte sich mit einem Aufruf an die russische Öffentlichkeit. Während eines Besuchs der von den Waldbränden besonders betroffenen Region von Nizhnij Novgorod am 1. August sagte der Patriarch: «Der Herr erwartet von uns allen, von der Russischen Orthodoxen Kirche, mitleidvolle Liebe und barmherzige Hilfe für die Notleidenden. Jeder, der kann, muss Freiwilligenarbeit leisten und sich am Löschen der Brände beteiligen. Jeder Geistliche muss jede Minute seinen Not leidenden Gemeindegliedern zur Seite stehen, sie trösten, ihnen helfen, intensiv beten. Jeder, der sich als orthodox bezeichnet, muss das, was er hat, mit denen teilen, die alles verloren haben». Ursache für alles Unglück in der Welt seien die Sünden der Menschen, daher solle jeder in sich gehen und Buße tun. Weiterhin rief der Patriarch alle Gläubigen zum Gebet um Regen für «unser unter der sengenden Hitze sterbendes Land» auf.
Allerdings rief das Verhalten des Patriarchen während der Brandkatastrophe auch Kritik hervor: Kritisiert wurde vor allem, dass der Patriarch vom 2. bis 16. August auf Urlaub im Ausland weilte – also genau zu der Zeit, als die Gluthitze und die Schadstoffkonzentration in der Atemluft in Moskau am größten waren. Sogar viele Gläubige beklagten, dass sich der Patriarch in diesen Wochen mit keinem Wort des Trostes und des Zuspruchs zu Wort gemeldet, geschweige denn auf seinen Urlaub verzichtet habe, um bei den Gläubigen zu sein.
www.mospat.ru, 5. August; www.diaconia. miloserdie.ru, 16., 17. August; www. portal-credo.ru, 2.–16. August 2010 – O.S.