Russland: Immer mehr Jugendliche kehren der Kirche den Rücken zu
Die Gründe hierfür seien vor allem in den Familien und den Gemeinden zu suchen. Dass die Jugendlichen der Kirche den Rücken zukehrten, sei ein Indiz, dass es um die Kirche nicht zum Besten bestellt sei. Die Priester und Gläubigen müssten sich dieser Herausforderung dringend stellen und einen Umdenkprozess in Gang setzen.
Laut Igumen Pjotr fehlt es den heutigen postsowjetischen Familien vor allem an einem Bewusstsein für Kirchlichkeit. Das gehe mitunter so weit, dass die Familien den christlichen Inhalt dessen, was Kirche meint, durch eine eigentümliche Mischung aus «Ideologie, magischen Vorstellungen und ‹sowjetischen› Komplexen » ersetzten. Viele Kinder erhielten keine christliche und moralische Erziehung, eine Begegnung mit Christus finde somit nicht statt. Wenn die Kinder dann in die Pubertät kämen, halte solch eine «Kirche ohne Christus» keiner Kritik stand. Wenn es in der Familie an einer echten Kirchlichkeit fehle, spürten dies die Jugendlichen aufgrund ihres Gespürs für Wahrheit bzw. Lüge und Heuchelei sofort und kehrten solcher Pseudokirchlichkeit den Rücken.
Doch auch in den Gemeinden steht es Igumen Pjotr zufolge nicht zum Besten: Vielfach fehle es in den Gemeinden an Gemeinschaftlichkeit, Liebe, Solidarität, Freiheit, Wahrheit und Uneigennützigkeit. All dies werde ersetzt durch eine aufgeblähte gottesdienstlich-disziplinarische Seite, die orthodoxe Eltern ihren Kindern aufzwängen und so in ihnen die Überzeugung zementierten, der christliche Glaube bestehe nur aus Kirchgang. Hinzu kämen rigorose Verbote und Gebote sowie die Verteufelung der Moderne, das Politisieren, Frömmelei, Heuchelei und Borniertheit. Geradlinigkeit und Ehrlichkeit würden in der heutigen Gesellschaft verfälscht, und die Priester reagierten darauf nicht einmal. Junge Menschen fühlten sich von all dem abgestoßen – Christus und die Kirche blieben ihnen jedoch verborgen.
Um einen weiteren Rückzug der Jugendlichen aus der Kirche zu verhindern, appellierte Igumen Pjotr an die Priester: Diese müssten die Hl. Schrift nicht nur kennen und lieben, sondern sie auch auf das moderne Leben in allen seinen Erscheinungsformen anwenden können. Zudem müssten die Priester ehrlich und aufrichtig gegenüber den Jugendlichen sein.
www.portal-credo.ru, 11. Februar 2011 – O.S.