Russland: Interreligiöser Rat befürwortet Einschränkung der Meinungsfreiheit
Der Interreligiöse Rat Russlands hat sich für eine Einschränkung der Redefreiheit ausgesprochen, um die Gefühle der Gläubigen besser zu schützen und interreligiöse Konflikte zu vermeiden.
Im Interreligiösen Rat sind alle „traditionellen“ Glaubensgemeinschaften des Landes vertreten.
Wörtlich heißt es: „Unsere religiösen Traditionen haben Freiheit und Menschenrechte stets als Ausdruck des Respekts vor dem großen Wert einer jeden Person verstanden. Mit der zunehmenden Säkularisierung sind jedoch die grundlegenden Prinzipien der unveräußerlichen Menschenrechte aus dem Blickfeld der sakralen Dimension des Lebens verschwunden, und der Schutz der Freiheit der Person hat sich in den Schutz der Eigenmächtigkeit verkehrt und so Amoralität, Libertinismus, Anarchie und Tyrannei Tür und Tor geöffnet. Wir lehnen die liberal-säkulare, relativistische Interpretation des Freiheitsbegriffs ab, wonach absolute Werte und Kriterien inexistent sind und Wohlstand das Einzige ist, wonach es sich zu streben lohnt. Eine Freiheit, die die ethischen Orientierungen verliert, […] und sich nur auf die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse konzentriert […], ist mit der echten Würde und Größe des Menschen unvereinbar. […] Freiheit braucht Einschränkung, andernfalls kehrt sie sich als physische oder mündliche Gewalt gegen andere um […].
Meinungsäußerungsfreiheit darf die Rechte anderer Menschen nicht beschneiden, Ehre und Würde von Gläubigen weder demütigen noch das degradieren, was ihnen am heiligsten und kostbarsten ist. Individuelle Freiheit hat sich den Prinzipien der Gerechtigkeit, Menschlichkeit und dem Allgemeinwohl unterzuordnen.
Freiheit ist untrennbar mit Verantwortung verbunden. Der Zustand der modernen globalisierten Welt, die durch einen hohen Grad an Kontakten und wechselseitiger Abhängigkeit einzelner politischer, wirtschaftlicher und kultureller Kräfte gekennzeichnet ist […], stellt die Frage nach der Verantwortung der Medien in aller Schärfe. Grobe Äußerungen und frevlerische Karikaturen, die die Gefühle von Gläubigen verspotten, provozieren zwangsläufig interreligiöse und internationale Konflikte. Daher sollten alle Publizisten in einem solch delikaten Bereich wie der Religion mit größter Sensibilität vorgehen und sich der möglichen Folgen ihres Handelns klar bewusst sein.
Das moderne Massenbewusstsein setzt den Begriff ‚Säkularität’ fälschlicherweise oft mit dem des ‚Säkularismus‘ gleich. Das Prinzip der Säkularität, das die Trennung der religiösen Organisationen vom Staat meint, ist nicht gleichbedeutend mit ‚areligiös‘ oder ‚atheistisch‘. […] Der säkulare Staat muss daher nicht nur Rücksicht auf moralische Wurzeln nehmen, sondern sich auch auf sie stützen, während die traditionellen Religionen eine gerechte Politik fördern können, indem sie der Gesellschaft klare Vorstellungen über zentrale und grundlegende Werte vermitteln. […]“
www.interreligions.ru; www.patiarchia.ru, 26. Januar 2015 – O. S.