Russland: Kirchenleitung weist Kritik an Havanna-Erklärung zurück
In der Russischen Orthodoxen Kirche (ROK) wird weiterhin über das historische Treffen zwischen Patriarch Kirill und Papst Franziskus auf Kuba im Februar diskutiert
(s. RGOW 3/2016, S. 4–7). Das oberste Leitungsgremium der Kirche, der Heilige Synod, wertete die Begegnung bei seiner Sitzung am 16. April in St. Petersburg als großen Erfolg. Der Heilige Synod reagierte damit auf Kritik aus Ökumene-feindlichen Kreisen, die Kirill aufgrund der Begegnung mit dem Papst und der Gemeinsamen Erklärung einen Verrat am orthodoxen Glauben vorwerfen.
In einer eigenen Erklärung wies auch der Leiter des Kirchlichen Außenamtes der ROK, Metropolit Ilarion (Alfejev), jegliche Kritik am Treffen der beiden Kirchenoberhäupter zurück: „Wir rufen auf, nicht der Versuchung des Bösen zu erliegen und Zwietracht in kirchliche Milieus zu säen.“ Ilarion betonte, dass der Patriarch und die ROK den orthodoxen Glauben stets „unerschütterlich bewachen“. Der Hauptgrund für das Treffen mit Papst Franziskus sei die Notwendigkeit einer gemeinsamen Antwort auf die „tragische Situation“ von Christen, besonders im Nahen Osten, gewesen. Der Aufruf zu ihrem Schutz in der Erklärung von Havanna habe sich als sehr relevant erwiesen, schließlich hätten sich die führenden Staaten kurz darauf auf einen Waffenstillstand geeinigt.
Zur Sorge um die Reinheit der Orthodoxie bemerkt die Erklärung, dass Patriarch Kirill „den orthodoxen Glauben eifrig beschützt und im Dialog mit anderen Konfessionen, Andersgläubigen und Nicht-Gläubigen die Interessen der ROK vertritt.“ Zudem hätten die beiden Kirchenoberhäupter weder theologische noch kanonische Fragen erörtert. Auch verschweige die Havanna-Erklärung keineswegs die Unterschiede und trennenden Elemente zwischen den Kirchen. Das Gespräch habe „nicht auf eine Überwindung dieser Unterschiede gezielt“ und es seien zu diesem Thema auch keine Vereinbarungen getroffen worden. Franziskus und Kirill hätten weder gemeinsam gebetet, noch sonstige liturgische Handlungen vollzogen. Daher sei der Hinweis auf die Unzulässigkeit gemeinsamer Gebete mit „Häretikern“, wie von den Kritikern der Havanna-Erklärung immer wieder vorgebracht, völlig unangebracht.
www.mospat.ru, 15. April; www.interfax-religion.ru, 15. April; KNA-ÖKI, 18. April 2016 – N. Z.