Russland: Mehrheit der Gläubigen sieht Abtreibung nicht als Tötung
52 % der russisch-orthodoxen Christen und 61 % der Muslime in Russland betrachten laut einer Meinungsumfrage Abtreibung nicht als Tötung.
31 % der Orthodoxen und 28 % der Muslime seien dagegen für ein Verbot der Abtreibung, weil es sich dabei um die Tötung eines Menschen handele, meldete die russische Nachrichtenagentur „Interfax-Religion“.
Laut der Umfrage des Levada-Instituts sind 79 % der Orthodoxen und 65 % der Muslime der Meinung, die Geburtenplanung der Kinder solle in der Familie stattfinden; dabei sei auch eine Verhütung möglich und notwendig. 14 % der orthodoxen Christen und 29 % der muslimischen Gläubigen meinen, in der Familie sollten so viele Kinder geboren werden, wie viele ihnen Gott gebe. Diese lehnen auch jede Art von Verhütungsmitteln ab. Befragt wurden 1 603 Personen in 130 Ortschaften und 45 Regionen des Landes.
Mitte November hatte das russische Parlament, die Duma, ein neues Gesetz beschlossen, das den Arztpraxen und Klinken Werbung für den Schwangerschaftsabbruch verbietet. Mehrere Duma-Abgeordnete wollen darüber hinaus erreichen, dass Abtreibungen nicht mehr gratis sind. Ein von ihnen eingebrachter Gesetzesentwurf sieht vor, dass sie nur noch von der Krankenkasse bezahlt werden, wenn das Leben der Mutter in Gefahr ist. Die Russische Orthodoxe Kirche begrüßte die Gesetzesinitiative; der Pressesprecher des Moskauer Patriarchats, Vladimir Legojda, erklärte, diese „unmoralischen Akte“ dürften nicht von Steuerzahlern finanziert werden, die Abtreibungen ablehnten.
Russland hat eine der höchsten Abtreibungsraten weltweit; die offiziell registrierte Zahl liegt heute bei rund 1,2 Millionen pro Jahr. Nach Schätzungen russischer Wissenschaftler dürfte die Dunkelziffer allerdings viel höher sein. Abtreibungen sind nach der bisherigen Gesetzeslage in Russland bis zur 12. Schwangerschaftswoche erlaubt, bei Armut und anderen Gründen auch bis zur 22. Woche.
Orthodoxie Aktuell 12/2013, S. 12; KNA-ÖKI, 9. Dezember 2013.