Russland: Metropolit Ilarion für ein Ende des Pflichtzölibats in der katholischen Kirche
Dabei nahm er explizit Bezug auf eine unlängst veröffentlichte österreichische «Pfarrer-Studie», bei der sich 79% der befragten Priester gegen die Zölibatspflicht ausgesprochen hatten. Die Orthodoxe Kirche würde es begrüßen, wenn die katholische Kirche die obligatorische Ehelosigkeit abschaffen würde, sagte Metropolit Ilarion in einem Interview der Zeitung «Nezavisimaja gazeta». Zugleich betonte er allerdings, dass diese Frage eine interne Angelegenheit der katholischen Kirche sei.
Auf die Frage, ob die Aufhebung des Pflichtzölibats Auswirkungen auf die ökumenische Annäherung der Kirchen hätte, entgegnete der Metropolit: «Wir würden die Aufhebung begrüßen. Wir würden es eher als eine Rückkehr zur Tradition der frühen Kirche und nicht als Sieg der liberalen Tendenzen ansehen.» Die Orthodoxen hätten den von Rom erst im Mittelalter eingeführten Pflichtzölibat immer kritisiert. Die Orthodoxie halte an der alten christlichen Praxis fest, auch verheiratete Männer zu Priestern zu weihen. Orthodoxe Bischöfe müssten allerdings aus dem Mönchsstand stammen und somit zölibatär leben. Auch eine Heirat nach der Priesterweihe schließe die Orthodoxe Kirche aus.
Orthodoxie Aktuell 11/2010, S. 19.