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Russland: Metropolit Ilarion zum Gedenken an 1917

11. Dezember 2017

Anlässlich des 100. Jahrestages der Oktoberrevolution hat sich Metropolit Ilarion (Alfejev) ablehnend gegenüber der Idee einer Revolution geäußert.

Mit Blick auf 1917 sagte der Leiter des Kirchlichen Außenamts des Moskauer Patriarchats, Russland habe „die Chance auf viel größere Erfolge“ gehabt, wenn es sich nicht auf einem „revolutionären, sondern evolutionären Weg entwickelt“ hätte. Vor der Revolution habe das Land über riesiges Potenzial verfügt, die Wirtschaft sei kräftig gewachsen. Die damaligen Reformen seien zwar umstritten gewesen, doch das sei heute nicht anders, so Ilarion.
Im Interview mit dem russischen Fernsehsender Rossija 24 in der Sendung Cerkov i mir („Kirche und Welt“) machte der Metropolit deutlich, dass er grundsätzlich jede Revolution ablehnt. Auch heute sei es fragwürdig, die „Autorität zu erschüttern“, Ausländer hereinzulassen, die „mit ausländischem Geld unsere Macht untergraben“, diese dann selbst ergreifen und „uns mit Massenrepressionen ‚beglücken‘“. Vor 100 Jahren sei es versäumt worden, den evolutionären Weg zu gehen, obwohl diese Möglichkeit damals wie heute bestanden habe. Stattdessen habe Russland „für die Revolution einen sehr hohen Preis gezahlt. Es hat mit Millionen von Leben dafür bezahlt.“ Daher bedeute das Jubiläum für die Kirche in erster Linie das Gedenken an die zahllosen unschuldigen Opfer.
Metropolit Ilarion rief zudem dazu auf, die „Lektion der Geschichte“ nicht zu vergessen. Die wichtigste Lektion der Revolution und ihrer Folgen sei die Erkenntnis, dass ohne Gott keine gerechte Gesellschaft aufgebaut werden könne. Anders sieht das Aleksandr Schtschipkov, der stellvertretende Leiter der Synodalabteilung für die Beziehungen zwischen Kirche, Gesellschaft und Medien. In einem Vortrag in Moskau erklärte er, der Sowjetunion sei es gelungen, einen „Sozialstaat“ aufzubauen. Dieser sei zwar nicht perfekt gewesen, aber kostenlose Bildung und medizinische Versorgung sowie soziale Gleichheit seien bemerkenswerte Errungenschaften gewesen. Für den Kollaps des Systems, kaum sei es errichtet gewesen, macht Schtschipkov insbesondere die „systematische Negierung der Tradition als wichtigen Bestandteil der russischen Identität“ verantwortlich.

www.mospat.ru, 7. November; Kathpress, 14. November 2017 – N. Z.

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