Russland: Moskauer Patriarchat bestreitet stalinfreundliche Äußerungen Patriarch Kirills
Das Moskauer Patriarchat hat Vorwürfe einer Rechtfertigung Stalins durch Patriarch Kirill zurückgewiesen.
Die Kritik bezog sich auf Passagen aus Patriarch Kirills Rede an der Eröffnung der Ausstellung „Die orthodoxe Rus. Meine Geschichte. Von großen Erschütterungen zum großen Sieg“ in der Manege in Moskau. Der Patriarch hatte dort gesagt, dass man „die Erfolge des einen oder anderen staatlichen Führers, der am Ursprung der Wiedergeburt und Modernisierung des Landes stand, nicht anzweifeln darf, sogar wenn sich dieser Staatsmann Verbrechen zuschulden kommen lassen hat. Dort, wo sich Wille, Stärke, Intellekt und politische Entschlossenheit gezeigt haben, sagen wir: ‚ja, zweifellos Erfolge‘, wie beispielsweise im Fall des Siegs im Großen Vaterländischen Krieg. Und dort, wo es Blutvergießen, Ungerechtigkeit und Leiden gab, sagen wir, dass das für uns Menschen des 21. Jahrhunderts inakzeptabel ist. Wir übergeben diese historischen Persönlichkeiten Gottes Urteil.“
Laut seinem Pressesprecher Alexander Volkov sei der Patriarch unvollständig zitiert worden – er habe klar die Verbrechen des 20. Jahrhunderts verurteilt. Volkov betonte Kirills Forderung, die komplizierte russische Geschichte des 20. Jahrhunderts ehrlich und objektiv zu betrachten. Man dürfe keine Periode aus dem historischen Gedächtnis ausschließen, aber es sei nötig, sie mit gesundem Verstand und ungetrübtem moralischem Gefühl zu beurteilen. Das Gesagte lasse in keiner Weise auf eine Rechtfertigung Stalins oder einen wachsenden Stalinismus in der ROK schließen.
Die Ausstellung „Die orthodoxe Rus. Meine Geschichte. Von großen Erschütterungen zum großen Sieg“ war vom Kulturrat des Patriarchats mit Unterstützung der Stadt Moskau organisiert und von Patriarch Kirill zusammen mit Präsident Vladimir Putin eröffnet worden.
www.mospat.ru, 5. November; www.patriarchia.ru, 11. November; www.interfax-religion.ru, 11. November 2015 – N. Z.