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Russland: Moskauer Patriarchat und EKD nehmen Dialog wieder auf

10. Januar 2013
Nach einer längeren Pause von drei Jahren haben die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Russische Orthodoxe Kirche in Rostov-na-Donu ihren bilateralen Dialog wieder aufgenommen.

Unter der Leitung des EKD- Auslandsbischofs Martin Schindehütte und des Leiters des Kirchlichen Außenamtes des Moskauer Patriarchats, Met-ropolit Ilarion (Alfejev), berieten beide Delegationen über das Thema «Kirchen in der multikulturellen Gesellschaft». Beide Seiten stimmten darin überein, dass sich die Kirchen nicht innerhalb der eigenen Kultur abschotten dürften, hieß es im Abschlusscommuniqué. Stattdessen müssten sich die Kirchen in den gesellschaftlichen Diskurs einbringen. Die Kirchen sollten «die Frucht des lebendigen christlichen Zeugnisses in die Welt tragen.»

Bischof Schindehütte hob die «geschwisterliche Offenheit und die warmherzige Gastfreundschaft» hervor, die die Begegnung gekennzeichnet habe: "Ich freue mich, dass beide Seiten diesen wichtigen Dialog fortsetzen möchten.» Die Differenzen seien bearbeitet und so stünde einem konstruktiven Dialog nichts mehr im Wege: "Ein substanzieller Dialog wird ja gerade auch über Differenzen geführt.Darin liegt das besondere Potential gegenseitigen Lernens.» Der Konflikt zwischen den beiden Kirchen hatte sich an der Wahl Margot Käßmanns zur EKD-Ratsvorsitzenden Ende 2009 entzündet. Damals hatten hochrangige russisch-orthodoxe Geistliche erklärt, mit einer geschiedenen Frau an der Spitze der EKD den Dialog nicht mehr fortsetzen zu wollen. Metropolit Ilarion sagte kurzfristig die Teilnahme an einer in Berlin geplanten Feier zum 50. Jahrestag des Dialogs zwischen der EKD und dem Moskauer Patriarchat ab; die Veranstaltung entfiel (s. G2W 2/2010, S. 6; G2W 1/2010, S. 7f.) Auch nach dem Rücktritt Käßmanns von allen Ämtern im Februar 2010 hielten die Verstimmungen an. Ilarion erklärte, die Wahl Käßmanns zur obersten Repräsentantin der deutschen Protestanten sei «nur die Spitze des Eisbergs» gewesen. Zwischen beiden Kirchen bestünden grundsätzliche theologische und sonstige Meinungsverschiedenheiten fort (s. G2W 5/2010, S. 10).

Zuletzt kam es auch noch zum Streit um das «Punkgebet» der russischen Band Pussy Riot in der Christus-Erlöser-Kathedrale. Bischof Schindehütte hatte die Haltung der Russischen Orthodoxen Kirche zum Prozess gegen Pussy Riot als «völlig unverständlich» bezeichnet Er forderte einen Freispruch für die drei inzwischen wegen Rowdytums verurteilten Bandmitglieder (s. RGOW 10/2012, S. 4f.) Der Fall Pussy Riot war laut Bischof Schindehütte allerdings kein Thema bei den Gesprächen in Rostov-na-Donu.

Trotz aller Freude über die Wiederaufnahme der Gespräche verständigten sich beide Seiten auch auf Grenzen des Dialogs. Metropolit Ilarion unterstrich zwar, seine Kirche sei «offen für den Dialog» und lege Wert auf die Gespräche mit der EKD. Aber er warnte zugleich: "Ich hoffe, dass keine Ereignisse in ihrer Kirche den Dialog unmöglich machen, wie dies in einigen protestantischen Gemeinschaften der Fall war, die bei der Liberalisierung ihrer Kirchenordnung und Morallehre zu weit gingen.» Am härtesten traf es zuletzt die evangelische Staatskirche Dänemarks. Die Russische Orthodoxe Kirche will von dieser vorgenommene Taufen nicht mehr anerkennen, weil die dänischen Protestanten gleichgeschlechtliche Trauungen in der Kirche eingeführt haben (s. RGOW 11/2012, S. 6).

KNA-ÖKI, 17. Dezember; epd-Wochenspiegel Nr. 51/2012 – S.K.

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