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Russland: Neuer Finanzchef des Moskauer Patriarchats

16. September 2014

Unter dem Vorsitz von Patriarch Kirill hat der Hl. Synod der Russischen Orthodoxen Kirche Erzbischof Mark (Golovkov) von Jegorjevsk zum Leiter der Finanz- und Wirtschaftsgeschäfte des Moskauer Patriarchats bestimmt.

Der bisherige Vorsitzende der Synodalabteilung für Finanzwesen und Wirtschaftsleitung, Erzbischof Tichon (Sajzev) von Podolsk wurde vom Hl. Synod an seiner Sitzung am 25. Juli im Daniil-Kloster in Moskau seines Amtes enthoben; über die Hintergründe der Entscheidung ist nichts bekannt. Erzbischof Tichon ist weiterhin verantwortlich für den Bau neuer Kirchen in Moskau, vor allem für die Bauprojekte in den in sowjetischer Zeit entstandenen Wohnquartieren (das sog. Programm 200).

Der Hl. Synod richtete zudem eine Arbeitsgruppe unter dem Vorsitz von Metropolit Ilarion (Alfejev), dem Leiter des Kirchlichen Außenamtes, ein, welche die rechtliche Lage der Eparchien der Metropolie Zentralasien klären soll. Die Arbeitsgruppe soll sich insbesondere der verworrenen Lage um Bischof Feodosij (Gaschu) von Bischkek und Kirgistan annehmen, den der Hl. Synod ebenfalls seines Amtes enthob. Bischof Feodossij, der im Oktober 2012 mit der Leitung der Eparchie beauftragt worden war, war Ende Juni aus Kirgistan ausgeschafft worden, da er wiederholten Aufforderungen des Amtes für Religionsangelegenheiten, seine Arbeitsbewilligung zu verlängern, nicht nachgekommen war. Zudem waren bei den kirgisischen Behörden sowie beim Patriarchat zahlreiche Klagen von Gläubigen eingegangen, die sich über viel zu hohe Preise für Kasualien sowie Versuche von Geistlichen beschwert hatten, Geld oder Wohneigentum von ihnen zu erpressen. Nach Bekanntwerden des Skandals hatte Metropolit Ilarion (Alfejev) die Eparchie einer Visitation unterzogen und nach seiner Rückkehr offen eingeräumt, dass die Leitung der Eparchie in den falschen Händen gelegen habe. Neuer Bischof von Bischkek wird Bischof Daniil (Kusnezov), der frühere Bischof von Urschumsk. Bischof Feodosij wurde versetzt und ist nun Bischof von Issyk-Kul und Russko-Poljansk, einer Eparchie der Metropolie Omsk.

Das Oberhaupt der Gemeinden des Moskauer Patriarchats in den USA, Metropolit Justinian (Ovtschinnikov), wurde ebenfalls seines Amtes enthoben und als Bischof von Elista und Kalmückien nach Südrussland versetzt. Grund hierfür sind offensichtlich Klagen von Gläubigen über den unwürdigen Lebenswandel von Metropolit Justinian und seiner Entourage, über die in der Presse berichtet worden war. Zu seinem Nachfolger wurde Ioann (Roschtschin), Priestermönch der Nikolaus-Kathedrale in New York, ernannt. Außerdem verabschiedete der Hl. Synod ein Dokument über das Auswahlverfahren von Kandidaten für das Bischofsamt. In dem neuen Reglement sind die Anforderungen an die Bischofskandidaten ausführlicher gefasst als im Kirchenstatut. Als Grundvoraussetzung gilt „ein unerschütterlicher und tatkräftiger Glaube, der sich im Lebenswandel [des Kandidaten] und in seinen Handlungen manifestieren muss. […] Die Bischofsweihe sollte nicht an Personen vollzogen werden, die Schwäche im Glauben gezeigt oder ihre Glaubensstärke noch nicht unter Beweis gestellt haben. Vor allem darf niemand geweiht werden, der dem orthodoxen Glauben abgeschwört hat und von ihm abgefallen ist. […] Kandidaten, die aus einer Häresie und einem Schisma zur Orthodoxie konvertierten, dürfen … nur nach besonders sorgfältiger Prüfung ins Amt gewählt werden. […] Der Kandidat muss über eine abgeschlossene theologische Hochschulbildung verfügen, […] muss ehelos leben, […] darf nicht zweimal verheiratet gewesen sein oder im Konkubinat gelebt haben. […] Vor seiner Weihe muss der Kandidat die Mönchsgelübde abgelegt haben.“

Nur der Patriarch oder ein Eparchialbischof können einen Kandidaten vorschlagen. Zunächst überprüft der Geschäftsleiter des Moskauer Patriarchats die eingereichten Angaben über Leumund und die genannten Voraussetzungen, anschließend führt er mit dem Kandidaten ein erstes Prüfungsgespräch. Als zweites stellt sich der Kandidat dem Gespräch mit dem Patriarchen, der entscheidet, ob dessen Kandidatur dem Hl. Synod zur Prüfung vorgelegt werden soll. In einem dritten und letzten Gespräch stellt sich der Kandidat der Prüfung durch den Hl. Synod, der sich definitiv für oder gegen die Weihe ausspricht.

www.patriachia.ru, 25. Juli; www.portal-credo.ru, 3., 25. Juli 2014 – O. S.

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