Russland: Obermufti Ravil Gajnutdin beklagt wachsende antiislamische Stimmung
In seiner Predigt in der Moskauer Hauptmoschee ging Gajnutdin auf den Konflikt um den Bau einer neuen Moschee im Moskauer Stadtviertel Tekstilschtschiki (s. vorangegangene Meldung) ein: Die Auseinandersetzung zeige, dass «im Unterbewusstsein des modernen Russen» die Angst lauere, «eines schönen Morgens in einem muslimischen Land aufzuwachen», wobei im Hintergrund ein tendenziöses und entstellendes Bild vom Islam stünde.
Gajnutdin kritisierte in diesem Zusammenhang besonders die Medien, die häufig ein einseitiges Bild vom Islam zeichneten. Dieses «kulturelle und religiöse Analphabetentum» schaffe aber erst «die reale Grundlage für Extremismus und Terrorismus». Jedes Nichtwissen schüre Ängste, so sei den meisten Demonstranten gegen den Moscheebau gar nicht bewusst, dass der Islam Jesus Christus anerkenne und Judentum und Christentum zu den abrahamitischen Offenbarungsreligionen zähle. Mehr als 10% der russischen Bevölkerung seien muslimischen Glaubens; diese seien keine Ausländer, sondern zählten zu den autochtonen Einwohnern Russlands. Die Integrität des Landes lasse sich daher nicht wahren «ohne das Wissen über die Kultur und die Traditionen der Völker, die in ihm leben».
www.interfax-religion.ru; www.portalcredo. ru, 16. November 2010 – O. S.