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Russland: Patriarch-Katholikos Ilia II. von Georgien zu Besuch in Moskau

27. Februar 2013

Das Oberhaupt der Georgischen Orthodoxen Kirche, Patriarch-Katholikos Ilia II., hat auf Einladung von Patriarch Kirill vom 21. bis 26. Januar Moskau besucht.

Aus Anlass seines 80. Geburtstages und des 35. Jahrestages seiner Amtseinführung als Katholikos-Patriarch wurde Ilia II. von Patriarch Kirill die höchste Auszeichnung der „Internationalen Stiftung für die Einheit der orthodoxen Völker“ verliehen.

Im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stand aber vor allem das schwierige russisch-georgische Verhältnis und die ungelöste Frage um die abtrünnigen georgischen Provinzen Abchasien und Südossetien. Seit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Moskau und Tbilissi während des Augustkrieges 2008 spielen die beiden Kirchenoberhäupter eine Schlüsselrolle in den Kontakten zwischen Russland und Georgien. Wiederholt haben sich beide um ein gutes Verhältnis bemüht (s. G2W 5/2011, S. 5). So betonte Ilia II. auch bei seinem Empfang bei Patriarch Kirill, dass die Kirchen nach Kräften alles getan hätten, um das gute Verhältnis zwischen beiden Völkern zu erhalten: „Die brüderlichen Beziehungen zwischen unseren Kirchen waren der einzige Weg, der unsere Staaten und Völker verband.“ Auf die künftigen russisch-georgischen Beziehungen blicke er „mit Optimismus“. Gleichzeitig forderte er jedoch auch die Wiedervereinigung der abtrünnigen Provinzen Abchasien und Südossetien mit Georgien: „Die territoriale Integrität Georgiens wird mit Gottes Hilfe und mit Unterstützung kluger und mutiger Menschen in Georgien, Russland und natürlich in Abchasien und Zchinvali (Südossetien) wiederhergestellt werden. Russland braucht ein einiges Georgien, und Georgien braucht ein einiges, starkes Russland. Die Frage muss gelöst werden. Je früher, desto besser.“

Präsident Putin empfing Ilia II. gemeinsam mit Patriarch Kirill in einer seiner Residenzen unweit von Moskau. Der Katholikos richtete Putin die Grüße des georgischen Premierministers Bidsina Iwanischwili aus, der „alles Notwendige und Mögliche tut, um die Beziehungen zu Russland in Ordnung zu bringen. Ich glaube, die zwischen uns bestehenden Probleme werden gelöst, und wir werden wieder zu Brüdern.“ Putin gratulierte Ilia II. zum Geburtstag und zum Dienstjubiläum und dankte ihm, dass er „in dieser schwierigen Zeit – damit meine ich das komplizierte Verhältnis zwischen Russland und Georgien – alles Erdenkliche unternimmt, um die humanitären, geistlichen und kulturellen Kontakte zwischen unseren Brüdervölkern zu unterstützen.“ Über den weiteren Verlauf des Gesprächs wurden keine Einzelheiten bekannt.

Nach seiner Rückkehr nach Georgien wurde der Patriarch-Katholikos von Mitgliedern der Partei des georgischen Präsidenten Michail Saakaschwili, „Vereinte Nationale Bewegung“, scharf kritisiert. Die Parlamentsabgeordneten Surab Dschaparidse und Sergo Ratiani kritisierten in einer Stellungnahme, dass die „übertriebene Höflichkeit [des Katholikos] gegenüber dem Oberhaupt eines feindlichen Staates der Souveränität Georgiens schaden wird“.

Auf Kritik stieß der Besuch des Katholikos auch in Abchasien und Südossetien. In Abchasien erklärte die Gesellschaftskammer, eine gesellschaftliche Organisation für den Dialog zwischen Regierung und Öffentlichkeit, dass der Katholikos zwar behaupte, dass beide Länder zum kanonischen Territorium seiner Kirche gehörten, doch deren orthodoxe Kirchen würden „unter keinen Umständen in den Schoß der Georgischen Orthodoxen Kirche zurückkehren“. Alle Versuche, „das Schicksal dieser Völker hinter ihrem Rücken zu lösen, sind zwecklos und rufen tiefe Empörung hervor.“

www.patriachia.ru, 21.–26. Januar; www.religio.ru, 21., 23. Januar; www.pravmir.ru, 23. Januar; www.religion.ng.ru, 6. Februar 2013 – O. S.

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