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Russland: Patriarch Kirill empfängt Erzbischof Paolo Pezzi

15. Dezember 2011
Patriarch Kirill hat sich am 1. November mit dem römisch-katholischen Erzbischof in Moskau, Paolo Pezzi, getroffen. Aus Sicht des Patriarchen hat sich der Dialog zwischen den beiden Kirchen – auch auf der Gemeindeebene in Russland – in den letzten Jahren merklich verbessert:

Mit vereinten Kräften sei es gelungen, «die in den 1990er Jahren bestehende Spannung und Dramatik in den Beziehungen zu lösen» und nun zu einer «ruhigen Zusammenarbeit überzugehen ». Beide Kirchen ständen gemeinsam vor der Herausforderung des säkularen Denkens, das das christliche Wertesystem zerstöre.

Erzbischof Pezzi erklärte, er habe es dem Patriarchen zu verdanken, dass er bei seinen Reisen durch Russland von den orthodoxen Ortsbischöfen fast immer zuvorkommend empfangen werde. Der römisch-katholischen Kirche sei es sehr wichtig, ihre Präsenz in Russland «in diesem friedlichen und konstruktivem Geist weiterzuführen». Dabei sei die Zusammenarbeit zwischen Katholiken und Orthodoxen zur Verteidigung traditioneller Werte von wesentlicher Bedeutung.

Katholische Gläubige an der Basis betrachten den katholisch-orthodoxen Dialog hingegen kritischer und fordern von ihrer Kirchenleitung ein entschiedeneres Auftreten gegenüber der Russischen Orthodoxen Kirche und den Behörden. Dabei erinnerten sie an die verweigerte Übergabe der katholischen Kirche in Kaliningrad (s. G2W 12/2010, S. 7). Auch habe die römisch-katholische Kirche aus Rücksicht auf die Russische Orthodoxe Kirche den Großteil ihrer karitativen, sozialen und kulturellen Programme in Russland eingestellt und die Chance auf eine Rückgabe zahlreicher katholischer Gotteshäuser verspielt. – So sei den Katholiken in Pskov ein älteres Gotteshaus, in dem bis 1930 Gottesdienste gefeiert wurden, bis heute nicht zurückerstattet worden. Die Gemeinde habe im Jahr 2000 mit dem Neubau einer neuen Kirche begonnen, die Bauarbeiten jedoch 2002 wegen des Drucks von Metropolit Evsevij (Savvin) von Pskov auf die Behörden vorübergehend einstellen müssen. Mittlerweile sei die neue katholische Kirche fast fertig, doch die Behörden verweigerten der Gemeinde die Nutzung des Gotteshauses unter Berufung auf fragwürdige Interpretationen von Geländeverordnungen. Nach Ansicht der Katholiken von Pskov steht auch diesmal Metropolit Evsevij hinter der administrativen Willkür.

www.portal-credo.ru, 1., 7. November 2011 – O.S.

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