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Russland: Patriarch Kirill fordert ein Ende des Konflikts in der Ukraine

07. April 2014

Das Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, hat ein Ende des Konflikts in der Ukraine gefordert.

Die von den Gläubigen der Ukrainischen Orthodoxen Kirche–Moskauer Patriarchat (UOK–MP) mit Spannung erwartete Stellungnahme ihres Oberhaupts erschien am späten Abend des 21. Februar auf der Webseite des Moskauer Patriarchats Moskau. Während der vorangegangenen Wochen hatte der Patriarch zu den dramatischen Ereignissen in der Ukraine geschwiegen und weder ein Ende des Blutvergießens noch die Wiederaufnahme eines Dialogs zwischen den verfeindeten Seiten eingefordert oder ein Wort des Trostes und der Solidarität ausgesprochen – im Gegensatz zu vielen Hierarchen der UOK–MP selbst, zu Patriarch Bartholomaios von Konstantinopel oder zu Papst Franziskus.

„[…] Mit Unruhe, Schmerz und Sorge verfolgte und verfolge ich die Ereignisse in Kiew und in andern Städten der Ukraine. Kiew ist die Geburtsstadt der großen orthodoxen Zivilisation, die die Völker der Heiligen Rus’ vereint hat, die Stadt des Einen Taufbeckens, dessen 1025. Jubiläum wir vor kurzem gemeinsam mit allen orthodoxen Lokalkirchen gefeiert haben. Für mich ist Kiew eine besondere, mir persönlich teure Stadt, in der ich oft war, die ich liebe und gut kenne. Es bereitet mir unerträglichen Schmerz, an dieser heiligen Stätte von den vielen Opfern, hunderten Verletzten, von Unruhen in den verschiedenen Landesteilen der Ukraine zu vernehmen.

Unsere ganze multinationale Kirche betet voller Andacht für den Frieden in der Ukraine, für das Ende der Fehden. Unsere Brüder und Schwestern in der Ukraine durchleben zurzeit einen der dramatischsten Momente ihrer Geschichte, von dem das weitere Schicksal des ukrainischen Volkes abhängt. Vorläufig ist das Szenario eines Bürgerkrieges, Gott sei Dank, abgewendet. Doch ein solches Szenario könnte sich noch abspielen. Das wird geschehen, wenn Gott es zulässt, dass die Menschen die von Gott gegebenen moralischen Gebote und das christliche Erbe der Ukraine übertreten. […]

Ich möchte jenen Vertretern des ukrainischen Episkopats danken, die – inmitten von Aufrufen jeglicher Couleur – Kraft gefunden haben, die einander bekämpfenden Seiten konsequent zu Frieden und Bruderliebe aufzurufen; jenen, die auf dem Recht der Ukrainer beharren, entsprechend ihrem Glauben und ihrer Frömmigkeit zu leben, sowie die traditionellen moralischen und religiösen Werte der Ukraine zu schützen, deren Quelle das Kiewer Taufbecken ist, das die zivilisatorische Entwicklung der Völker der Heiligen Rus’ bestimmt hat.

Von ganzem Herzen die Toten beweinend, voller Mitgefühl mit ihren Angehörigen, voller Mitleiden mit den Verletzten bitte ich die Geistlichen und Kinder der Russischen Orthodoxen Kirche, dem Herrn Jesus Christus und Seiner Allreinen Mutter Gebete darzubringen. Lasset uns beten für die Seelenruhe der verstorbenen Brüder und Schwestern, für die Genesung der Verletzten und Kranken, für das Befrieden der verhärteten Herzen und für das Ende der Zerwürfnisse […] in der Ukraine […].“

www.patriarchia.ru, 21. Februar 2014 – O. S.

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