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Russland: Patriarch Kirill gratuliert Gorbatschow zum Geburtstag

17. März 2011
Patriarch Kirill hat am 2. März in einer Grußadresse dem letzten Staatspräsidenten der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, zum 80. Geburtstag gratuliert. Der Patriarch dankte Gorbatschow vor allem für die Zusammenarbeit mit der Russischen Orthodoxen Kirche und die Einführung der Religionsfreiheit:

Die Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche habe sich «in bedeutendem Maße dank der von Ihnen getroffenen Entscheidungen » zu entwickeln begonnen. «Das hat die Rückkehr der Menschen zu den geistig-moralischen Quellen des nationalen Lebens ermöglicht. Damals wurde auch die lang ersehnte Gesetzgebung angenommen, welche die Religionsfreiheit garantiert.»

Auch Präsident Dmitrij Medvedev und Ministerpräsident Vladimir Putin gratulierten Gorbatschow zum Geburtstag. Präsident Medvedev verlieh Gorbatschow den höchsten Staatsorden für die Führung der Sowjetunion «in einer poliäußerst schwierigen und dramatischen Zeit». Ministerpräsident Putin hob Gorbatschows bedeutende Rolle als Staatsmann hervor: «Sowohl in unserem Land als auch weit über seine Grenzen hinaus sind Sie als einer der herausragendsten Staatsmänner der Gegenwart bekannt, der die Weltgeschichte bedeutend beeinflusst und viel für die Erstarkung der Autorität Russlands getan hat. Größte Anerkennung verdient auch Ihr langjähriges gesellschaftliches Engagement und die interessierte Aufmerksamkeit, die Sie wohltätigen, aufklärerischen Projekten widmen.»

Gorbatschow ist im gegenwärtigen Russland eine äußerst umstrittene Figur: Für die einen ist er der herausragende Reformer der Perestroika, für die meisten anderen der «Totengräber der Sowjetunion» – in diesem Zusammenhang wird häufig Putins Aussage zitiert, der Zusammenbruch der UdSSR sei die «größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts» gewesen. Gorbatschow selbst hat Fehler bei der Umsetzung seiner Reformen eingeräumt. Kaum ein Fünftel der russischen Bevölkerung beurteilt seine Lebensleistung positiv.

Anlässlich einer Pressekonferenz zu seinem Geburtstag kritisierte Gorbatschow die derzeitige russische Führung scharf: Putin habe die «Imitation einer Demokratie » geschaffen, die Staatspartei «Einiges Russland» sei «eine schlimmere Kopie der KPdSU». Er beobachte einen «Angriff auf die Freiheiten und Rechte der Menschen». Scharf kritisierte Gorbatschow auch die großen sozialen Probleme in Russland. Gorbatschow ist seit 2006 Aktionär der Oppositionszeitung «Novaja Gazeta».

www.patriarchia.ru, 2. März; government.ru, 2. März; www.voanews.com/russian, 2. März; www.nzz.ch, 2. März 2011 – R. Z.

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